Beschreibung
Das 1464 in Lübeck entstandene Redentiner Osterspiel ist eines der bedeutendsten deutschen Mysterienspiele. In zwei Szenenkomplexen schildert es die Auferstehung Jesu und die Höllenfahrt sündiger Seelen. Die Darstellung von Erlösung und Verdammnis verharrt jedoch nicht im Allgemeingültigen, sondern wird eng auf die Entstehungszeit des Stücks bezogen. Diese Verflechtung von Heilsgeschichte und historischer Situation steht im Zentrum der Untersuchung. Ergänzend zur Analyse dieser Zusammenhänge wird das Verhältnis des Spiels zum zeitgleichen Totentanz der Marienkirche in Lübeck untersucht. Im ganzen gesehen versteht sich das Osterspiel als Dichtung, die bei aller Verankerung in gängigen Vorstellungen des christlichen Spätmittelalters auf diese Stadt zugeschnitten ist und ihren Bedürfnissen in einer Krisensituation, wie sie die damals erwartete und 1464 tatsächlich Lübeck heimsuchende Pest auslöste, Rechnung trägt.
Autorenportrait
Die Autorin: Maike Claußnitzer, geboren 1980 in Hamburg, studierte von 1999 bis 2003 an der Universität Hamburg Germanistik und Geschichte und promovierte ebenda im Sommer 2006. Im Wintersemester 2006/07 und im Sommersemester 2007 nimmt sie am Institut für Germanistik I der Universität Hamburg einen Lehrauftrag im Teilfach «Ältere deutsche Literatur» wahr.