0

polar 19: Krieg und Frieden

eBook - Wieder nah, polar

Erschienen am 10.09.2015
CHF 21,50
(inkl. MwSt.)

Download

E-Book Download
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593432816
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S., 9.10 MB
Auflage: 1. Auflage 2015
E-Book
Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Der Krieg war nie weg. Aber mit Blick auf die neuen Kriege und Krisenherde ist er wieder sehr nah. Ukraine, Syrien, IS. 30 Jahre nach dem Abflauen der Friedensbewegung in der damaligen Blockkonfrontation stellen sich viele Fragen neu: Wie umgehen mit Gewalt und Terror? Welche Einmischung ist gefragt? Mit welchen Zielen, welchen Mitteln, in welchen Bündnissen? Wie steht es um »den Westen«, seine Gestaltungsmöglichkeiten, seine Überzeugungskraft, und wie um Europa als »Friedensprojekt«? Wie verhält sich die Kategorie des Friedens zum Schutz der Menschenrechte, wie zur Demokratie? Und was ist die Lektion der Geschichte 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 25 Jahre nach der Wiedervereinigung? »polar« stellt sich in seiner 19. Ausgabe diesen brennenden Fragen der Gegenwart.

Leseprobe

Liebe Leserin, Lieber Leser,der Krieg war nie weg. Aber mit Blick auf die zahlreichen neuen Kriege und Kriegsgefahren ist er plötzlich wieder sehr nah. 30 Jahre nach dem Abflauen der Friedensbewegung in der damaligen Blockkonfrontation, stellen sich zahlreiche Fragen neu: Wie umgehen mit der neuen Gewalt? Welche Einmischung ist gefragt? Mit welchen Zielen? Mit welchen Mitteln? Um welchen Preis?polar nimmt sich dieser Fragen in dem vorliegenden Heft an. Dabei befassen wir uns nochmals mit dem grundsätzlichen Verhältnis von Menschenrechten, Demokratie und Gewaltanwendung. Gleichzeitig suchen wir die Orte auf, an denen der Krieg herrscht, fragen nach der Situation der Betroffenen, nach Ursachen und Antworten.Dabei geht es auch um eine Reflexion auf Konstellationen, Bündnisse und Allianzen: Wie steht es um »den Westen«, seine Gestaltungsmöglichkeiten, seine Überzeugungskraft? Wie um Europa als »Friedensprojekt«? Diskutieren lassen sich diese Fragen nicht ohne die Einbeziehung der historischen Erfahrungen 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, 25 Jahre nach der Wiedervereinigung. »Krieg und Frieden«: polar widmet sich in der 19. Ausgabe einem brennenden Thema unserer Zeit, aus den verschiedensten Perspektiven, kontrovers, grundsätzlich und ganz konkret.polar sucht die Kontroverse: In seinem Eröffnungsbeitrag fragt Wilfried Hinsch nach der moralischen Verpflichtung zur militärischen Intervention. Er argumentiert, dass eine humanitäre Intervention ethisch gerechtfertigt ist, wenn grund­legende Menschenrechte systematisch verletzt werden und die Angriffe von einer Regierung ausgehen oder geduldet werden (S. 9). Reinhard Merkel kommt hingegen an den Beispielen Libyen und Syrien zu einer deutlich skeptischeren Antwort (S. 17). Die völkerrechtliche Dimension der Interventionsfrage beleuchtet im Anschluss Mattias Kumm (S. 25). Heinrich August Winkler fragt in seinem Text nach der internationalen Verantwortung des vereinigten Deutschlands in der neuen globalen (Un-)Ordnung (S. 33). Anna Geis nimmt die Frage nach dem inneren Zusammenhang von Demokratie und Frieden auf. Sie beschreibt, wie Demokratien den Einsatz von Militär rechtfertigen und versucht Kriterien bezüglich des Rechts zum Krieg und des Rechts im Krieg zu benennen (S. 43). Die kriegerischen Konsequenzen des Klimawandels beleuchtet Pierre Thielbörger in seinem Text und beschreibt dabei die besondere Rolle des Sicherheitsrates (S. 49). Thorsten Thiel widmet sich der Angst vor dem Krieg aus dem Netz. Hier stellen sich zahlreiche bislang unbeantwortete Fragen für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie (S. 55).polar sucht die Orte des Krieges auf: Durch das gesamte Heft zieht sich eine Serie von Reportagen von Khales Joumah über das Sterben und Leben in Mosul, die im Laufe des ersten Jahres unter der Herrschaft des »Kalifats« entstand. Rebecca Harms nimmt uns in ihrem Bericht mit auf eine Reise in die Ukraine. In Minsk und auf dem Lande diskutiert sie mit den Menschen die drängenden Fragen zwischen Kriegszustand und gesellschaftlichem Aufbruch (S. 73). Dem postsouveränen Erzählen, das sich mit einer Welt auseinandersetzten muss, in dem die alten Kategorien von Krieg oder Frieden nicht mehr greifen, widmen sich Matthias Schaffrick, Thomas Weitin und Niels Werber (S. 85). Désirée Kaiser beleuchtet in ihrem Beitrag die besondere Funktion von Feldpostbriefen. Als Scharnier zwischen zwei Welten Krieg und Liebe überlebte die Feldpost bislang alle Widrigkeiten von Zensur über Friedenszeiten bis zu neuen Medien (S. 94). Thomas Kleinheinrich ermöglicht uns fragmentarisch Einblicke in das Leben derer, die als SoldatInnen den Krieg mit nach Hause bringen und ihn nicht mehr loswerden (S. 101). Anja Seiler porträtiert in ihrem Beitrag zwei Männer aus Afghanistan, die es nach einer gefährlichen und langen Flucht bis in die Bundesrepublik geschafft haben jedoch nicht beide bleiben dürfen (S. 107). Über den Alltag im Ausnahmezustand des Krieges berichtet Julia Roth in ihrer Reportage aus Israel (S. 113). Maja Bächler geht der Frage nach, in wieweit die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht sich auf das Zusammenspiel von Militär, Politik und Gesellschaft auswirkt (S. 121). Anna-Catharina Gebbers setzt sich mit den Situation Rooms des Theaterkollektivs Rimini Protokoll auseinander, die uns durch die medialen Brillen schauen lassen, durch die der Krieg öffentlich wird (S. 127).polar sucht die politische Kraft der Kunst: Der Regisseur Milo Rau hat in Bukavu ein »Kongo Tribunal« organisiert um die Gründe des Krieges, der Unsicherheit und der Armut im Ostkongo zu untersuchen. Wir dokumentieren seine Eröffnungsrede (S. 145), kommentiert von Bertram Lomfeld (S. 150). Anhand der beiden Urtexte König Ödipus und Antigone von Sophokles, dem Inbegriff der abendländischen Tragödie, untersuchen John von Düffel und Malin Nagel das Verhältnis von Krieg und Theater (S. 157). Die uns allen wohlbekannte Biene Maja wird schließlich von Bernhard Viel ihrer niedlichen Unschuld beraubt und entpuppt sich als Protagonistin eines militärisch bestens organisierten Staatswesens (S. 162).Unser Dank gilt schließlich Michael Majerus, Björn Melhus, Tobias Rehberger und Paola Yacoub, die mit ihren künstlerischen Beiträgen eigenständige Perspektiven auf die Fragen von Krieg und Frieden eröffnen.Für die RedaktionPeter Siller, Bertram Lomfeld

Inhalt

InhaltInterventionVerpflichtet zur Intervention? 9Überlegungen aus ethischer SichtWilfried HinschDemokratischer Interventionismus? 17Zwei Modelle einer gescheiterten IdeeReinhard Merkel25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges 25Der liberal-demokratische Verfassungsstaat zwischen autoritären Herausforderungen und neuen KriegenMattias KummWas bedeutet internationale Verantwortung? 33Gedanken zur deutschen AußenpolitikHeinrich August WinklerDemokratischer Frieden 43Eine unerschütterliche liberale Utopie?Anna GeisGrün ist die Hoffnung und der Krieg? 49Der Sicherheitsrat als Klimaschützer im 21. JahrhundertPierre ThielbörgerCyber, Cyber 55Krieg und Frieden in einer vernetzten WeltThorsten ThielIst es links?:>Frieden schaffen ohne Waffen< 62Stefan Huster/Arnd Pollmann/Wilfried Hinsch/Peter SillerInventurUkraine, 19. bis 21. Februar 2015 73Ein ReiseberichtRebecca HarmsNicht Krieg, nicht Frieden 85Postsouveränes Erzählen und GegenwartsliteraturMatthias Schaffrick/Thomas Weitin/Niels WerberNicht tot zu kriegen 94Zur Resistenz deutscher FeldpostDésirée KaiserFlashbacks 101Die Auswirkungen von Auslandseinsätzen auf VeteranenInnen und AngehörigeThomas Kleinheinrich»Sie haben mich behandelt wie ein Tier« 107Zwei Flüchtlingsgeschichten aus BayernAnja SeilerLiving on the Edge 113Vom Alltag des Ausnahmezustands in IsraelJulia RothFriede, Freude, Sicherheit 121Spannungen zwischen Militär, Politik und GesellschaftMaja BächlerDie Benutzeroberfläche des Krieges 127Situation Rooms vom Theaterkollektiv Rimini ProtokollAnna-Catharina GebbersMein halbes Jahr>Literatur< · Johanna-Charlotte Horst 130>Musik< · Johannes von Weizsäcker 132>Film< · Matthias Dell 134IntrospektionDer Frieden des Herzens und der guten Absichten 145Eröffnungsrede zu »Das Kongo Tribunal«Milo RauDie Kunst des Prozesses 150Realtheater der WeltpolitikBertram LomfeldDynastie und Krieg 157Ödipus Stadt von Sophokles, Euripides und AischylosJohn von Düffel/Malin NagelBellizistische Insekten 162Die Biene Maja und der Erste WeltkriegBernhard VielDer wahre Text:>Demonstrationen< 166Neue Berliner SprachkritikHallo Karthago/Hallo Rom:>Dein falscher Frieden< 170Susann Neuenfeldt/Simon StrickBildpolitik:>Die normale Streitkraft< 172Martin SaarLeben im Kapitalismus:>Krieg der Trolle< 174Ina KernerSchönheitenDas höchste Spiel 177Cormac McCarthys Blood MeridianPatrick ThorIrre 178The Incal von Alejandro Jodorowsky und MoebiusChristoph RaiserHappy Days 179Kenzaburo Ôes The Day He Himself Shall Wipe My Tears AwayRobin CelikatesZähne zeigen 180Kader Attias The RepairAnna-Catharina GebbersVermintes Gebiet 181Wolfgang Herrndorfs SandFranziska HumphreysEin seltsames Spiel 182Thomas Schellings The Strategy of ConflictBertram LomfeldKriegsmüde 183Kants Zum ewigen FriedenArnd PollmannHybris und Kalkül 184Carl Schmitts Die Wendung zum diskriminierenden KriegsbegriffThomas BiebricherKrieg sehen 185Marcel Boodthaers' DécorAnna SailerGelage und Gemetzel 186Curzio Malapartes KaputtTilman VogtRoundtable 188Autorinnen und Autoren 190Impressum 192

Informationen zu E-Books

Individuelle Erläuterung zu E-Books