Beschreibung
Ich wollte am Ende nicht schreiben müssen: Das Problem dieser Texte könnte möglicherweise sîn, sie bleiben auf der sicheren Seite eines Gedichts. So sind die Verfahrensweisen, Prozesse, Geschehnisse, wie die Texte zustande kamen, zustandegekommen. Also die Stellen suchen, die das Voraushörende von Gedichten verlassen. Solche Stellen sprechend und schreibend hervorrufen. Dass man sie verscherbeln kann. Dass die Umarmung möglich ist, ohne sich zu verletzen. An einer Stelle in der Erzählung fragt eine der Figuren die andere: Willst du das aufnehmen? Die andere schüttelt den Kopf: Nein, nichts aufnehmen. Weil sie nicht durch Aufnehmen sammeln. Es ist im Grunde ein live-Text! Eher ein Dokument eines Textes. Er ist mit Musik entstanden und gelesen wird es ohne Musik. Zwei Personen, die sich kennen, sind losgeschickt worden, Klänge und Musikinstrumente zu sammeln. Es sind Figuren, die zeitweise meine eigene Wahrnehmung begleiten und in der Zwischenzeit ihr Eigenleben führen, von dem ich kaum etwas weiss. In diesem Sinne also Liebesfiguren. Es sind Texte, die damit arbeiten, dass auch beim Geschriebenwerden ein Teil ad hoc geschieht, deren Entstehungsumstände aber genau vorbereitet sind. Texte, die machen, was sie sagen. Mathias Traxler
Autorenportrait
Mathias Traxler, Autor und Übersetzer, geboren 1973 in Basel. Er studierte Jura, lebt in Berlin und veröffentlichte die Bände You're welcome (kookbooks 2011), Unterhaltungsessays (kookbooks 2016), Komplimente machen (hochroth 2020) und 365 vorhergesagte Gedichte (eine Übertragung von previsão para 365 poemas von Álvaro Seiça; parasitenpresse 2021). 2015 ausgezeichnet mit dem Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie als Übersetzer von Charles Bernstein (zusammen mit Tobias Amslinger, Norbert Lange, Léonce W. Lupette, VERSATORIUM). Kooperationen und regelmäßige gemeinsame Auftritte mit Autoren, Komponisten und Musikern. Aufenthaltsstipendien 2020-21: Künstlerhaus Edenkoben; Künstlerhof Schreyahn; 2022: Deutsches Studienzentrum Venedig. www.traxlerm.net