Beschreibung
Ein Tagebuch der Autorin aus dem Jahre 2021. Es geht um gesundheitliche Probleme, den raschen Verfall der ungeliebten Mutter, aber auch um die Literatur als solche und wie sich uns bei der Wahrnehmung des eigenen Lebens unterstützen kann. Eigentlich sind es vier Tagebücher in einem. Ausgehend vom Alltagserleben wird die Autorin von Erinnerungen an ihre als Mädchen und junge Erwachsene erlittene Wunden - ¬teils seelisch, teils körperlich - heimgesucht und analysiert vor diesen beiden Hintergründen ihr erwachsenes Leben - bis am Ende nur noch Stichworte übrigbleiben, eine literarische Gefallenenliste, Merkposten aller Art, unter denen sich die Realität langsam auflöst. Dieses einzelne Lebensjahr der Autorin ist exemplarisch. Vielleicht lässt sich unser Leben ja ganz allgemein nur noch als Flechtwerk erfassen - in einer brüchigen und fragmentarischen Sprache als Gegenentwurf zum bürgerlichen Roman und seiner abgeschlossenen Welt. Tatsächlich sind individuelle Lebensverläufe und Daseinsentwürfe längst nicht mehr in sich geschlossen - wenn sie es denn jemals waren. Sie verzweigen sich in mehreren voneinander unabhängigen Kreisläufe und können daher nur in einer assoziativen Sprache erfasst werden, die vielleicht über alle zugleich redet und sich vielleicht auf die Realität bezieht. Und so unternimmt Pola Polanski den mutigen Versuch, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zwar verdichtet, aber doch jeweils klar erkennbar darzustellen. Doch niemals kommt dabei die Absurdität des Alltags zu kurz.
Autorenportrait
Pola Polanski ist Grafikerin und hat 1998-2015 in Werbeagenturen und Verlagen gearbeitet; seit 2016 ist sie freischaffende Künstlerin, Grafikerin und Schriftstellerin und hat 2018-2020 ein Fernstudium Prosaschreiben bei der Textmanufaktur absolviert. Ihr literarisches Schaffen kreist derzeit um ihren eigenen, immer wieder von Dämonen verschütteten Lebensweg und ähnliche Frauenschicksale aus ihrer Umgebung. Stets überschneiden und durchdringen sich mehrere Erzählebenen und Textsorten in einem dichten Geflecht. Pola Polanski hat gerade in kurzer Folge 7 Romane im Genre Autofiktion veröffentlicht: erst Abschied, Ich bin Virginia Woolf, Geile Farben (alle 2020), dann Die schwarzen Engel, Das Wolfsbaby, Mein Alter Ego, Von der Jagd nach Vögeln (alle underDog-Verlag, Hamburg, 2021). Sie hat zahlreiche Fortbildungen über literarisches Schreiben und autobiografisches Schreiben absolviert und nimmt regelmäßig an Romanwerkstätten im Schriftstellerhaus Stuttgart teil.