Beschreibung
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Universität Zürich, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ausgewählte Textstellen aus Der goldne Topf, in denen Metamorphosen stattfinden oder stattgefunden haben, zu analysieren und zu interpretieren. Hierbei wird aufgezeigt, dass die Metamorphosen die Polyvalenz der Erzählung verstärken. Zudem soll festgestellt werden, welche Arten von Metamorphosen ersichtlich sind. Dabei wird zwischen Verwandlungen von Mensch zu Tier (oder umgekehrt) und von Mensch zu Gegenstand (oder umgekehrt) unterschieden, welche in Der goldne Topf stets Hybride hervorbringen; d. h. Menschen welche sich in Tiere verwandeln behalten gewisse menschliche äusserliche Eigenschaften bei. Die Metamorphosen in Der goldne Topf sind daher keine Transformationen zu Tieren, sondern zu Mischwesen. Zudem kommen Geschöpfe vor, die einer Welt des Wunderbaren entstammen, und es ereignet sich auch eine Verwandlung, in welcher der Hauptprotagonist seine menschliche Gestalt beibehält, jedoch schrumpft (und ausnahmsweise keine Hybridisierung stattfindet). In einem weiteren Schritt soll aufgezeigt werden, wie sich die Metamorphosen in Der goldne Topf von jenen in Der Sandmann, Das Fräulein von Scuderi und Das steinerne Herz unterscheiden. Dabei wird untersucht, ob in E.T.A. Hoffmanns Erzählungen die Anzahl der Metamorphosen steigt, je phantastischer und je unwahrscheinlicher übersinnlich erscheinende Ereignisse in ihnen rational erklärbar sind. Auch soll erörtert werden, ob Unterschiede zwischen den Verwandlungen ersichtlich sind. Hoffmanns Erzählstil lässt sowohl rationale als auch übernatürliche Erklärungen für die Geschehnisse in seinen Erzählungen zu15, in denen man nicht eindeutig festlegen kann, ob sich das Erzählte durch Hirngespinst, Zufall oder Einwirkung höherer Instanzen ereignet. Allerdings ist jede Erzählung von Hoffmann mehr oder minder mit übersinnlichen oder rationalen Faktoren erklärbar: Während Das Fräulein von Scuderi die erste deutsche Kriminalnovelle darstellt, in welcher der Fall rational gelöst wird (obwohl dennoch die Möglichkeit von Übersinnlichem nicht ausgeschlossen werden kann) und beim Sandmann sowohl rationale als auch nicht-rationale Erklärungen für die Erzählung gleichermassen herangezogen werden können, nimmt in Der goldne Topf das Phantastische im Verlauf der Handlung dermassen zu und schliesslich überhand, dass die Handlung, wenn man sie nicht als Phantasmen des Protagonisten ansieht, nur als in einer Sphäre des Übernatürlichen eingebettet bestimmen kann.