Beschreibung
Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1,8, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Jahrhunderte lang war die Klezmer-Musik die traditionelle Festmusik der aschkenasischen Juden in Osteuropa, die heute losgebunden von der traditionellen Funktionalität seit Anfang der 1970er Jahre, ausgehend von den USA, ein Revival rund um den Globus erlebt und Teil der modernen Musikkultur wird.Mit den nationalen Grenzen wurden längst auch scheinbar vorhandene kulturelle und ethnische Grenzen überschritten. Es bildeten sich weltweit Ensembles mit jüdischen und nicht-jüdischen Musikern, deren Herangehensweise an die Musik bis heute sehr unterschiedlich sein kann. So unterscheiden sich Traditionalisten, die eine Rekonstruktion des Stils nach alten Vorbildern anstreben und Modernisten, die sich auf der Suche nach eigenen zeitgemäßen, sich weiterentwickelnden Ausdrucksformen befinden, aber dennoch die Verbindung zur Tradition aufrechterhalten. Das Genre wird somit immer differenzierter, die Musik wird mit aktuellen Stilen wie Rock und Jazz zu neuen hybriden Formen vermischt, die die Grenzen dessen, was als Klezmer definiert, vermarktet und rezipiert wird, immer weiter verschieben. Die neu entstandenen Stile und Mischformen werden von einigen Musikern und Kritikern als inauthentische Erzeugnisse gesehen, die den Schöpfern das Recht absprechen, noch in der Klezmer-Tradition zu stehen. Andere sehen in dieser Mischform das Authentische einer neuen Generation von Klezmer-Musikern, da in ihnen das Zeitgenössische ausgedrückt wird. Dieses Phänomen ist kein Einzelfall. Immer wieder werden und wurden Formen traditioneller Musik aus ihrem Kontext gelöst und finden Eingang in die allgemeine Musikwelt unter dem Begriff Weltmusik. Im Zuge dieser Entwicklung konnte es nicht ausbleiben, dass Fragen nach der (vermeintlichen) Authentizität der Klänge spezifischer Ethnien, die in Verbindung mit Begriffen wie Tradition und kulturelle Identität gebracht werden, auftauchen. Galt Klezmer-Musik lange Zeit als eine ethnische Musik, die ein begrenztes Publikum, vor allen Dingen in Amerika erreichte, so bereichert sie heute durch ihre andersartige Klang- und Instrumentenvielfalt die westliche Musikwelt und beeinflusst Identitäten der überwiegend nicht-jüdischen Musiker und ihres Publikums. Besonders in Europa führte dies zu Debatten um Aneignung, Repräsentation und eben Authentizität. In dieser Arbeit werden diese Diskussionen in Bezug auf das Land Polen hinterfragt.
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