Beschreibung
Dieser Band enthält Husserls letzte grosse Arbeit, an der er von 1934 bis 1937 arbeitete. Husserl weist darin die Probleme auf, die seiner Ansicht nach zu der Krise geführt haben, in der die Menschheit der Gegenwart sich befindet. Er verfolgt den Ursprung dieser Krise zurück bis zur Entstehung der neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaften bei Galilei, um aufzuweisen, wie es zu der verhängnisvollen Spaltung des physikalistischen Objektivismus und des transzendentalen Subjektivismus gekommen ist. Die Geschichte der neuzeitlichen Philosophie wird von Descartes über Locke - Berkeley - Hume bis zu Kant verfolgt. Husserl stellt dar, wie es das eigentliche Anliegen der Phänomenologie ist den verhängnisvollen Riss zu überwinden, indem sie den Rückgang zu dem Sinnesfundament vollzieht, das in den Wissenschaften selbst und für diese verborgen bleibt. In diesem Zusammenhang kommt gerade der Wissenschaft vom Menschen, der Psychologie, eine fundamentale Bedeutung zu, allerdings einer Psychologie, die auf der Phänomenologie gründet und von ihren Erkenntnissen ausgeht. Ausser dem erhaltenen Haupttext befinden sich im Husserl-Archiv noch zahlreiche "Forschungsmanuskripte", die im Zusammenhang mit der Krisis-Problematik entstanden sind. Um auch in sie Einblick zu geben wurde eine umfassende Auswahl in Form von Beilagen veröffentlicht, sowie noch einige selbständige Abhandlungen die die Entstehungsgeschichte des Werkes erhellen.
Autorenportrait
InhaltsangabeErster Teil Die Krisis der Wissenschaften als Ausdruck der Radikalen Lebenskrisis des Europäischen Menschentums.- § 1. Gibt es angesichts der ständigen Erfolge wirklich eine Krisis der Wissenschaften ?.- § 2. Die positivistische Reduktion der Idee der Wissenschaft auf bloße Tatsachenwissenschaft. Die "Krisis" der Wissenschaft als Verlust ihrer Lebensbedeutsamkeit.- § 3. Die Begründung der Autonomie des europäischen Menschentums mit der neuen Konzeption der Idee der Philosophie in der Renaissance.- § 4. Das Versagen der anfänglich gelingenden neuen Wissenschaft und sein ungeklärtes Motiv.- § 5. Das Ideal der universalen Philosophie und der Prozeß seiner inneren Auflösung.- § 6. Die Geschichte der neuzeitlichen Philosophie als Kampf um den Sinn des Menschen.- § 7. Die Vorhabe der Untersuchungen dieser Schrift.- Zweiter Teil Die Ursprungsklärung des Neuzeitlichen Gegensatzes Zwischen Physikalistischem Objektivismus und Transzendentalem Subjektivismus.- § 8. Der Ursprung der neuen Idee der Universalität der Wissenschaft in der Umgestaltung der Mathematik.- § 9. Galileis Mathematisierung der Natur.- a) "Reine Geometric".- b) Der Grundgedanke der Galileischen Physik: Natur als mathematisches Universum.- c) Das Problem der Mathematisierbarkeit der "Füllen".- d) Motivation der Galileischen Naturkonzeption.- e) Der Bewährungscharakter der naturwissenschaftlichen Fundamentalhypothese.- f) Das Problem des naturwissenschaftlichen "Formel"- Sinnes.- g) Die Sinnentleerung der mathematischen Naturwissenschaft in der "Technisierung".- h) Die Lebenswelt als vergessenes Sinnesfundament der Naturwissenschaft.- i) Verhängnisvolle Mißverständnisse als Folgen der Unklarheit über den Sinn der Mathematisierung.- k) Grundsätzliche Bedeutung des UrsprungsProblems der mathematischen Naturwissenschaft.- l) Methodische Charakteristik unserer Auslegung.- § 10. Der Ursprung des Dualismus in der herrschenden Vorbildlichkeit der Naturwissenschaft. Die Rationalität der Welt "more geometrico".- § 11. Der Dualismus als Grund für die Unfaßbarkeit der Vernunft Probleme, als Voraussetzung der Spezialisierung der Wissenschaften, als Grundlage der naturalistischen Psychologie.- § 12. Gesamtcharakteristik des neuzeitlichen physikalistischen Rationalismus.- §13. Die ersten Schwierigkeiten des physikalistischen Naturalismus in der Psychologie: die Unfaßbarkeit der leistenden Subjektivität.- § 14. Vordeutende Charakteristik des Objektivismus und Transzendentalismus. Das Ringen dieser beiden Ideen als der Sinn der neuzeitlichen Geistesgeschichte.- § 15. Reflexion über die Methode unserer historischen Betrachtungsart.- § 16. Descartes als Urstifter sowohl der neuzeitlichen Idee des objektivistischen Rationalismus als auch des ihn sprengenden transzendentalen Motivs.- § 17. Descartes' Rückgang zum "ego cogito". Sinnauslegung der Cartesianischen Epoché.- § 18. Descartes' Selbstmißdeutung: die psychologistische Verfälschung des durch die Epoché gewonnenen reinen ego.- § 19. Descartes' vordringliches Interesse am Objektivismus als Grund seiner Selbstmißdeutung.- §20. Die "Intentionalität" bei Descartes.- §21. Descartes als Ausgang der beiden Entwicklungslinien: des Rationalismus und Empirismus.- § 22. Lockes naturalistisch-erkenntnistheoretische Psychologie.- § 23. Berkeley. - David Humes Psychologie als fiktionalistische Erkenntnistheorie: der "Bankrott" der Philosophie und Wissenschaft.- § 24. Das im Widersinn der Humeschen Skepsis verborgene echte philosophische Motiv der Erschütterung des Objektivismus.- §25. Das "transzendentale" Motiv im Rationalismus: Kants Konzeption einer Transzendentalphilosophie.- § 26. Voreroörterung über den uns leitenden Begriff des "Transzendentalen".- § 27. Die Philosophie Kants und seiner Nachfahren in der Perspektive unseres Leitbegriffs vom "Transzendentalen". Die Aufgabe einer kritischen Stellungnahme.- Dritter Teil Die Klärung des Transzendentalen Problems und die Darauf Bezogene Funktion der Psychologie.- A. Der Weg in Die Phanomenologisc