Beschreibung
Open Education ist eine Bewegung aus der Wissenschaft zur Öffnung von Wissen für die Massen. Auf Basis anderer Entwicklungen zur Öffnung von bisher exklusiv einer kleinen Gruppe Menschen zugänglichen Wissens haben sich zahlreiche kostenlose Bildungsangebote entwickelt. Die Möglichkeiten sind vielfältig geworden. Open Education wird als Schlagwort verwendet was sich dahinter verbirgt, ist jedoch nicht immer so transparent, wie es scheint. Der Grad der Offenheit ist für die Nutzer oft nur schwer zu überblicken eine Orientierung ist daher notwendig.Neben der Offenheit ist auch die Art der Inhalte entscheidend. Welche Inhalte gibt es und wie nutzbar sind diese für die Fortbildung? Können Arbeitnehmer Fortbildungsprogramme wirklich kostenlos nutzen? Vor diesem Hintergrund werden die entscheidenden Faktoren betrachtet und in einen Kontext gesetzt, um dies künftig für den einzelnen Zweck bestimmen zu können. Grundsätzlich ist Fortbildung kostenlos möglich, zumindest für einen Kreis von Nutzern, die über das entsprechende Wissen verfügen. Mit diesem Buch beginnt eine erste Orientierung auf dem Weg zur persönlichen (fast) kostenlosen Fortbildung.
Autorenportrait
Diplom-Betriebswirt (FH) Markus Volk stammt aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz. Er studierte an der Fachhochschule Koblenz Betriebswirtschaft sowie Finanzen an der University of Malta. Nach Tätigkeiten in Consulting und Bankwesen kehrte er für den Master in Information Management an die Universität Koblenz-Landau zurück.Im Zuge seiner Tätigkeit als Dozent studierte er zusätzlich bis zum Jahr 2016 Erwachsenenbildung. Seit dem Jahr 2006 sind mehr als zwanzig Bücher von ihm erschienen darunter ein Roman. Ebenfalls kehrt er regelmäßig zu früheren Themen zurück und veröffentlicht entsprechende Artikel in Wirtschaftsblogs.
Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3. Nutzung von Open Education für Fortbildung:Die Informationsgesellschaft entwickelt einen zunehmenden Hunger nach aktuellen Informationen, ähnlich des Hungers nach Energie in der Zeit der Industriellen Revolution. Aus dieser historischen Parallele lassen sich in Zukunft weiter stärker werdende Bedarfe an Fortbildung von Arbeitnehmern ableiten. Anstrengungen höhere Produktivität bei sinkenden Fortbildungskosten zu erreichen erfordern neue Konzepte. Unternehmen müssen zur Sicherung ihrer Innovationsfähigkeit, für eine profitable Zukunft, in die Bindung der flexibelsten und am besten ausgebildeten Fachkräfte investieren. Für die übrigen Arbeitnehmer, außerhalb dieser flexibel einsetzbaren Gruppe, wird die Arbeitsplatzsicherheit im Gegenzug abnehmen. Nicht alle Arbeitnehmer sind gleich, hinsichtlich der Möglichkeiten Fortbildungen zu erhalten. Arbeitgeber mit starkem gewerkschaftlichen Einfluss stellen Möglichkeiten der Fortbildung zur Verfügung, während kleine Unternehmen (unter 250 Mitarbeiter) tendenziell ihre Freiheitsgrade nutzen, um weniger in Fortbildung zu investieren. Gleichzeitig liegt das Einkommen in kleinen Betrieben niedriger. Für Arbeitnehmer in kleinen Unternehmen sind kostengünstige und kostenlose Angebote aus diesen zwei Faktoren von höherem Interesse, als für Angestellte von Großunternehmen. Beschäftigte in kleinen Unternehmen dürften mehr Interesse an Inhalten von OER zeigen.Die Teilnahme an Fortbildung zeigt vielfach einen defensiven Charakter, da lediglich Anpassungsdruck zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit und Aufrechterhaltung des notwendigen Einkommens in der Zukunft, die Motivation bei Arbeitnehmern bilden. Ein nachhaltiges Interesse an der Nutzung offener Bildungsressourcen leitet sich bei Staaten aus Wettbewerbsvorteilen gegenüber anderen Regionen durch ausgebildete Arbeitnehmer ab. Bildung zeigt sich darin als ökonomischer Faktor der Entwicklung von Staaten und Regionen.Neben der Sicht auf die Möglichkeiten, ist die Kritik deutlich vernehmbar; diese konzentriert sich auf Faktoren wie zunehmende Kontrolle, verringerte Freizeit, mehr Eigenverantwortlichkeit des Individuums, Selbstausbeutung von Arbeitnehmern und Machtverschiebungen zugunsten von Torwächtern der Online-Fortbildung. Dem entgegen stehen Chancen für Individuen, für die bisher Hindernisse auf dem Weg zu höherer Bildung existieren. Ein Hindernis ist die Sprachfähigkeit; zumeist ist Englisch die Sprache in internationalen Portalen. Nicht zuletzt zeigt sich in der Masse von über drei Millionen Studierenden in Open Universities weltweit ein Trend zur Nutzung von OER; rund 70% dieser Lerner stammen aus Entwicklungsländern. Unabhängigkeit von Ort und Zeit sind ein bedeutender Faktor für die Kontrolle des Bildungsprozess durch den Lernenden und die Wahl von Online-Angeboten der Fortbildung, die an den Berufsalltag angepasst werden können. Das Internet als Medium zu Überbrückung von geografischen Entfernungen benötigt dazu eine geeignet schnelle Zugangsinfrastruktur für die Nutzung der entsprechenden Portale.3.1 Bildungsmarkt:In einer Gesellschaft, in der Arbeit einen Austauschwert, im Sinne eines wirtschaftlichen Gutes hat, wird dieser Wert durch Gehälter ausgedrückt. Arbeitgeber unterstützen kostensparendes informelles Lernen zunehmend, die formale und materielle Anerkennung bleibt dennoch selten. Zur Verbesserung der Einkommenslage ist Fortbildung für persönliche Zukunftsperspektiven von Arbeitnehmern relevant. Als Indikator für den Bedarfsanstieg kann der Anstieg von Ausgaben für höhere Bildung um 40% in Nordamerika der Jahre 2002 bis 2012 gesehen werden; hinzukommen die Anstrengungen für mehr höhere Bildung in Entwicklungsländern. Die Frage nach Nachweisen wurde in diesem Zusammenhang bereits von der OECD und US-Institutionen gestellt. Bis zu allgemeinen Regelungen, müssen Lernende sich mit der Nachweisbarkeit selbst auseinandersetzen.Die Akademisierung diverser Berufsfelder nimmt zu und hat inzwischen die tendenziell praktisch orientierten Pflegeberufe erreicht. Die Folge sind mehr nicht-traditionelle Studierende mit beruflichen Absichten. Aufwand und Nutzen von Ausgaben für den beruflichen Kontext werden zu einem Entscheidungsfaktor für die Auswahl der Fortbildung. Kosten für Lizenzen und didaktisch aufbereitete Inhalte bilden ein monetäres Hindernis, im Sinne einer notwendigen Anfangsinvestition. Entfällt diese monetäre Anfangsinvestition, verbleibt lediglich die zeitliche und geistige Anstrengung, rein nicht-monetäre Investition. Der Fokus kann nun auf Nutzen gelegt werden.Bildung kann unterschiedlich betrachtet werden. Berufliche Bildung, insbesondere Fortbildung hat sich als ein immaterielles Gut, mit einem entsprechenden Markt, etabliert. In der einer skeptischen Sichtweise, vornehmlich aus dem politisch linken Spektrum, wird die Ökonomisierung der Bildung als gesellschaftliche Krise heftig kritisiert; damit wird gleichzeitig das Vorhandensein der Entwicklung bestätigt. Im englischsprachigen Raum wird Bildung weniger ideologisch, als Wirtschaftsfaktor mit Bedeutung für ganze Regionen und Staaten betrachtet. Wenn Bildung zunehmend zum Gut wird, stellt sich die Frage, warum Anbieter Bildungsinhalte gleichzeitig kostenfrei verfügbar machen. Humanistische Ideale kostenfreie Bildung verfügbar zu machen mögen den Beginn von Open Education begünstigt haben, stehen aber nicht alleine. Unter den OER finden sich auch Angebote mit politischer Motivation, beispielsweise der ökologischen Bildung. Bildungspolitische Interessen finden sich in diversen Bereichen, vielfach aufgrund von politisch geschaffenen Rahmenbedingungen. Die Teilnahme am Horizon 2020-Programm der EU beispielsweise verpflichtet Institutionen zur kostenfrei zugänglichen Veröffentlichung ihrer Resultate. Die Förderung didaktischer Qualität, durch Innovation infolge von Vergleichbarkeit, wird dazu zusätzlich angeführt. Wirtschaftliche Motivationen finden sich ebenfalls. Eine Ausprägung dessen sind die Motive kostenloser Angebote von Software-Herstellern, für eigene Portale, Produkte und Services Hersteller von Hardware und Software suchen Partnerschaften mit bestehenden Portalen, um dort freie Kurse für ihre Produkte anzubieten. Das Interesse stets genügend Experten für Implementierung und Einsatz der Software verfügbar zu machen, ist Teil der Vermarktungsstrategie des eigentlichen Produktes, der Software oder des Portals. Diese Angebote folgen eigenen Strukturen, die nicht vergleichbar sind mit öffentlich-rechtlicher Bildung und Abschlüssen darin.Im deutschen Weiterbildungssektor herrscht geringe Standardisierung vor und bisherige Versuche der Standardisierung scheiterten, unter anderem an der Vielzahl von Berufsbezeichnungen, Anstellungsarten und Bildungswegen in diesem Bereich. Diese Heterogenität bietet Chancen für ausländische Anbieter mit ihren Konzepten mit nur geringer Anpassung in den deutschen Markt einzutreten.Die neuen Spieler im Online-Bildungsmarkt sind, neben Start-Ups, letztlich vielfach die alten bzw. deren Neugründungen, die in den Händen von Universitäten, privaten Bildungsanbietern und Verlagen verbleiben. Kooperationen von Hochschulen mit regionalen Bildungseinrichtungen erscheinen sinnvoll, damit wissenschaftlich hochwertige Inhalte, mit Betreuung vor Ort verbunden werden können. Partnerschaften von Technologie-Unternehmen, Hochschulen und Plattformen verändern die Art, wie Bildung verfügbar ist und lebenslanges Lernen, insbesondere die berufliche Fortbildung, durch indirekte ökonomische Motivationen für Gratisangebote. Der Bildungsmarkt entwickelt sich im Rahmen einer dynamischen gesellschaftlichen Entwicklung mit neuen Strategien, die neue Kombinationen von Inhalten und Online-Nachweisen mitbringen. Menschen ohne formelle Hochschulzugangsberechtigung können wissenschaftliche Inhalte erreichen, selbst von Universitäten mit internationalem Renommee.
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