Beschreibung
Wer von der Kritischen Diskursanalyse (KDA) spricht, der sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass es die KDA im forschungspraktischen Sinne einer homogenen Methode nicht gibt. Denn vielmehr subsumiert sich im gesamtdisziplinären Forschungszusammenhang eine Vielzahl an autorenspezifischen Ansätzen unter dem Label Kritische Diskursanalyse, die jeweilig ausgehend von spezifischen theoretischen Fundierungen und Annahmen kritisch Diskursanalyse betreiben und so auch die Bezeichnung Kritische Diskursanalyse für ihren Ansatz, das heißt für ihre spezifischen Forschungen und ihr mehr oder weniger ausgearbeitetes operatives Verfahren beziehungsweise ihre spezifische Methode, beanspruchen. Diese Ansätze teilen ein interdisziplinäres Forschungsprogramm mit gesellschaftspolitischer Zielsetzung, also mit dem gesellschaftspolitischen Anspruch, die diskursive Konstruktion und Reproduktion sozialer Ungleichheit aufzudecken. Fundamental ist hierbei die Auffassung von Sprache als Form sozialer Praxis, weshalb grundlegend Sprache beziehungsweise Sprachgebrauch im sozialen Kontext untersucht.Die hier vorliegende Arbeit setzt nun am Punkt der Ansatzvielfalt der KDA an und stellt drei Ansätze der KDA, nämlich die Ansätze nach Norman Fairclough, Siegfried Jäger und Ruth Wodak, dar und vergleicht jeweilige Ansätze abschließend miteinander.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 3.4, Faircloughs Ansatz der Kritischen Diskursanalyse im Überblick:Für Norman Fairclough stellt sein Ansatz der KDA nicht nur eine Untersuchung von Form und Inhalt von Text(en) dar - Diskursanalyse ist für Fairclough vielmehr sozusagen eine Zusammenführung zweier Verfahren (vgl. Punkt 3.3.2): einerseits die linguistische Analyse von Text(en) (Form und Inhalt) und andererseits die intertextuelle beziehungsweise kontextuelle Analyse von Text(en). Dabei zeichnet die linguistische Analyse relevante Aspekte der Textkonstitution nach und die intertextuelle beziehungsweise kontextuelle Analyse untersucht den Zusammenhang zwischen dem order of discourse und dessen Einfluss auf die sprachlichen Realisierungen beziehungsweise Text(e) (vgl. Punkt 3.3.1). Grundlegend ist immer die theoretische Annahme, dass Sprache zugleich sozial konstitutiv und sozial bestimmt ist (vgl. Punkt 3.2). Hierzu differenziert Fairclough zum einen in Anlehnung an die multifunktionale Sprachtheorie von M. A. K. Halliday zwischen a) ideationaler, b) interpersonaler und c) textueller Funktion von Sprache, andererseits unterscheidet er drei gesellschaftliche Bereiche, die diskursiv konstituiert werden: a) soziale und personale Identitäten, b) soziale Beziehungen und c) Wissenssysteme beziehungsweise Glaubenssysteme. Da in jeder sprachlichen Äußerung neben der textuellen auch die beiden anderen Funktionen präsent sind, trägt sie in ihrer ideationalen Funktion zur Konstruktion von Wissen und zugleich in ihrer interpersonalen Funktion zur Konstruktion sozialer Beziehungen und Identitäten bei. Das Ziel von Faircloughs Methode ist folglich die Erforschung des Verhältnisses von kommunikativem Ereignis (konkreter Sprachgebrauch) zur Gesamtstruktur (soziale und kulturelle Strukturen) (vgl. Punkt 3.2).Fairclough führt nun diese zentralen theoretischen Aspekte in seinem dreidimensionalen Modell zu Diskurs (textuelle Ebene, Ebene der diskursiven Praxis, Ebene der sozialen Praxis) zusammen und knüpft daran seinen Vorschlag eines dreistufigen praktischen Vorgehens zur Analyse eines diskursiven Ereignisses (Text) (vgl. Punkt 3.3.1):Beschreibung linguistischer Eigenheiten; Beziehungen zwischen den Produktions- und Interpretationsprozessen der diskursiven Praxis und dem Text werden interpretiert; Erklärung der Beziehung zwischen diskursiven und sozialen Prozessen.Der von Fairclough ausgearbeitete Fragenkatalog zur Text- beziehungsweise Diskursanalyse (vgl. Punkt 3.2.2) konkretisiert, das heißt unterstützt dieses praktische Vorgehen.
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