Beschreibung
Die Thematik des künstlichen Menschen faszinierte im 18. Jahrhundert ganz Europa. Insbesondere die Automatenfiguren von Jacques de Vaucanson (der Flötenspieler; die mechanische Ente) und Wolfgang von Kempelen (Schachtürke) sorgten für Aufsehen und reichlich Gesprächsstoff. Auch der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann (1776-1822) ist der Faszination Automaten erlegen und griff die Thematik Anfang des 19. Jahrhunderts in zahlreichen seiner Werke auf. Das vorliegende Buch widmet sich zwei davon in aller Ausführlichkeit und analysiert die Automatenfiguren Olimpia (Der Sandmann) und den sprechenden Türken (Die Automate), charakterisiert die Automatenbauer Coppola/Coppelius, Professor Spalanzani und Professor X. und gibt umfangreiche Einblicke in die philosophischen Denkweisen zur Thematik künstlicher Mensch von René Descartes bis Julien Offray de La Mettrie.
Autorenportrait
Christine Konkel wurde 1986 in Witten geboren. Ihr Studium der Germanistik (Schwerpunkt Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) sowie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schloss die Autorin im Jahre 2009 mit dem Bachelor of Arts erfolgreich ab. Seit 2007 arbeitet die Autorin journalistisch, seit 2013 als Redakteurin.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 3, Künstliche Menschen in der Literatur:Zwar soll es schon vor dem 18. Jahrhundert künstliche Menschen in der Literatur gegeben haben, doch einen verstärkten Eingang in dieselbe fand das Thema erst im späten 18. Jahrhundert, wie Helmut Swoboda schreibt, im Gefolge der Philosophen und Mechaniker, vor allem La Mettries und Vaucansons., als auch der technische Fortschritt zum vermehrten Bau von Automaten führte.Als das Thema in der Literatur aktuell wurde, waren die Androiden-Konstruktionen an einem Punkt, an dem sie dem Menschen immer ähnlicher wurden und sie nahezu perfekt wirkten. Besonders die romantischen Autoren bedienten sich der Thematik der Maschinenmenschen. Interessanterweise war in der Romantik, also der Hochzeit der Androiden-Literatur, die Zeit in der die Erfindungen der Automaten für Gesprächsstoff sorgten, schon längst wieder vorbei. Zur Verdeutlichung seien noch einmal die Daten der Automatenerfindungen erwähnt: Der Flötenspieler und die mechanische Ente von Vaucanson wurden 1737 und 1738 gebaut, während die berühmtesten Automaten von Pierre und Henri-Louis Jaquet-Droz 1775 in Paris vorgestellt wurden. Der ominöse Schachtürke von Wolfgang von Kempelen wurde 1769 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er nimmt unter den genannten Automaten eine Sonderstellung ein, da über ihn nicht nur jahrzehntelang diskutiert wurde, sondern auch seine literarischen Folgen noch lange über die Zeit der Romantik hinaus andauerten. Zu nennen sind beispielsweise die Theaterstücke Die Schachmaschine (1798) von Heinrich Beck und Le Joueur dEchecs (1801) von Benoit-Joseph Marsollier.Erwähnenswert ist auch der kritische Artikel Maelzels Chess Player, den Edgar Alan Poe 1836 veröffentlichte, nachdem er 1834 den Schachtürken von Kempelens, der nach seinem Tod in den Besitz von Nepomuk Maelzel überging, gesehen hatte. Der Artikel enthält eine logische Herleitung Poes, warum der Schachtürke ein Trickautomat sein müsse.Wieder in Form eines Theaterstücks fand der Schachtürke 1866 in dem Werk Modus Operandi or The Automaton Chess Player von J. Walker Eingang in die Literatur. 1881 erschien in Warschau die Novelle Szach I mat! von Ludwik Niemojowski. Sie wurde 1967 verfilmt, ein Beweis, dass selbst im 20. Jahrhundert der Schachtürke durchaus noch ein Thema war. Dies zeigt auch der Roman Le Joueur dEchecs von Henry Dupuy-Mazuel, der 1926 erschien und den Kempelenschen Automaten ebenso behandelt wie die Novelle Die Majestätsbeleidigung von Reinhard Rebensburg (1949), der Roman Kempelen, a varázsló (Kempelen der Zauberer, 1957) von Szlatnei Resznö und der Roman Kingkill (1977) von Thomas Garvin.Nichtsdestotrotz war die Romantik die Hochzeit, wenn es um die Thematik des künstlichen Menschen in der Literatur geht. So findet man gleich in mehreren Werken des Autors Achim von Arnim das Motiv des künstlichen Menschen. In Gräfin Dolores (1810) treten mit dem Flötenspieler und einer mechanischen Ente gleich zwei Androiden auf, die an die Automaten von Vaucanson erinnern. In Isabella von Ägypten (1812) führt Arnim mehrere künstliche Menschen, darunter einen lebenden Toten und einen weiblichen Golem, an, während er in Maria Melück Blainville (1812) eine Puppe lebendig werden lässt. Weitere Werke aus der Romantik mit der Thematik des künstlichen Menschen sind Ludwig Tiecks Willian Lovell (1795/1796), Clemens Brentanos und Joseph Görres Wunderbare Geschichte von BOGS dem Uhrmacher (1807), Brentanos Komödie Ponce de Leon (1801) und sein Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia (1811), aber auch Mary Shelleys weltberühmter Roman Frankenstein (1817).
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