Beschreibung
Im vorliegenden Band wird untersucht, wie in den siebziger Jahren in Ost-Berlin das festgefügte und außengelenkte System DDR-Theater von innen heraus, durch die Arbeit Heiner Müllers und einer kleinen Gruppe von Schauspieler:innen, Regisseuren und Bühnenbildnern in seinen ideologischen und ästhetischen Grundfesten erschüttert wurde. Thomas Wieck und Renate Ziemer haben Theaterarchive ausgewertet und umfangreiche Gespräche geführt. Hermann Beyer, Michael Gwisdek, Jürgen Holtz, Dieter Montag und Johanna Schall erinnern in den hier protokollierten Gesprächen an die theatralische Unbedingtheit und Kraft kollektiver schauspielerischer Selbstbestimmung. Diese zwischen 1940 und 1950 geborene Schauspielergeneration zog eine theatralisch überzeugende Bilanz des gesellschaftspolitischen Experiments in einem Teil Deutschlands und stellte ihm eine niederschmetternde Diagnose - politisches Theater im besten Sinne, vorbildlich und wirksam über die Zeiten hin.
Autorenportrait
Thomas Wieck absolvierte ein theaterwissenschaftliches Studium an der Theaterhochschule »Hans Otto« Leipzig (1965-1969). Seitdem war er an der Theaterhochschule »Hans Otto« Leipzig (1971-73), am Verband der Theaterschaffenden der DDR (1973-77), am Institut für Schauspielregie Berlin (1978-89), am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin (1989-92), dem Theater der Stadt Nürnberg (1992-95) und an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin (2005-11) fest angestellt. Daneben war er kontinuierlich dramaturgisch und inszenatorisch im Schauspiel- und Opernbereich von 1969-2021 gastweise und seit 2008 ständig an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin mit einem Lehrauftrag tätig.