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Zur Fraktionsbildung im Reich während der letzten Jahre Kaiser Friedrichs II. (1241 - 1250)

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Erschienen am 01.02.2015, Auflage: 1/2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783955497606
Sprache: Deutsch
Umfang: 52 S., 0.20 MB
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Der Konflikt zwischen Kaiser und Papst bestimmte große Teile der Regierungszeit von Kaiser Friedrich II., vor allem der Streit mit Papst Gregor IX. Dieser hatte den Kaiser 1227 exkommuniziert weil Friedrich ein Kreuzzugsversprechen nicht eingehalten hatte. Zwar wurde der Streit mit dem Frieden von San Germano vorerst beigelegt, aber er schwelte auch während der 1230er Jahre weiter. Grund für den Konflikt war vor allem die Italienpolitik des Kaisers, welche den Einflussbereich des Papstes gefährdete. Obwohl Friedrich zeitweise dem Kirchenbann unterlag, hielten die meisten Fürsten des Heiligen Römischen Reiches weiter zu ihm. So konnte er den staufisch-welfischen Gegensatz beenden, indem er das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg schuf und den Welfen Otto das Kind damit belehnte. Als der Kaiser allerdings im Jahr 1239 zum zweiten Mal exkommuniziert wurde, begannen sich viele Fürsten von Friedrich zu distanzieren.In diesem Buch soll der Fokus auf dem Zeitraum von 1241, Tod des Papstes Gregor, bis 1250, Tod von Kaiser Friedrich II., liegen. Anhand von einigen Beispielen soll aufgezeigt werden, warum sich bestimmte Fürsten einer der beiden Fraktionen anschlossen, welche Ziele sie dabei verfolgten und letztlich auch, welche Auswirkungen dies auf das Reich hatte. Die Auswirkungen sind vor allem deshalb von Interesse, weil das Reich in diesem kurzen Zeitraum einen erheblichen Wandel durchlebte und das Königtum nach dem Ende der staufischen Herrschaft an Einfluss verloren hatte. Als Beispiele dienen neben den drei rheinischen Erzbistümern Köln, Mainz und Trier auch zwei weltliche Fürsten. Die Erzbischöfe in dieser Zeit waren Konrad I. in Köln, Siegfried III. in Mainz und Dietrich II., bzw. Arnold II. in Trier, die hier betrachteten weltlichen Fürsten sind Landgraf Heinrich Raspe aus Thüringen und der bayerische Herzog Otto II., der auch Pfalzgraf bei Rhein war. Außerdem soll am Beispiel der Stadt Regensburg aufgezeigt werden, dass auch Städte von der Spaltung in Papsttreue und Kaisertreue betroffen waren.

Autorenportrait

Julian Freche, M.A., wurde 1985 in Gifhorn geboren. Er studierte Geschichte und Prähistorische und Historische Archäologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und erwarb 2010 den Grad Bachelor of Arts und 2013 den Grad Master of Arts. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wirtschafts- und Sozialgeschichte, mittelalterliche Geschichte, Landesgeschichte Schleswig-Holsteins und Kieler Stadtgeschichte. Zu weiteren Betätigungsfeldern gehört die Gedenkstättenarbeit in Schleswig-Holstein.

Leseprobe

Textprobe:Kapitel 4.1.1, Herrschaftsantritt und mehrfache Fraktionswechsel:Im Jahr 1227 übernahm Heinrich Raspe als Vormund für seinen Neffen Hermann, der 1241 starb, die Herrschaft über das weit verzweigte Herrschaftsgebiet der Ludowinger. Im Laufe des 12. Jahrhunderts hatten die Ludowinger ein Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht, das sich, mit mehreren Unterbrechungen, von Gebieten östlich der Saale in das südliche Leinegebiet und bis an den Mittelrhein erstreckte. Aufgrund der zentralen Lage und der Größe dieser Ländereien war Heinrich Raspe einer der mächtigsten Reichsfürsten seiner Zeit und konnte sich, wie auch schon seine Vorgänger, seine Zugehörigkeit zu einer Fraktion gut bezahlen lassen. Die ausgedehnten Besitzungen der Ludowinger brachten aber auch einige Nachteile mit sich. Das Territorium war kein geschlossener Herrschaftsbereich sondern sehr kleinteilig und Heterogen, d.h. dass zwischen den einzelnen Besitzungen verschiedene Reichsstädte, Reichsgüter, Reichsabteien, gräfliche Herrschaften oder Ländereien des Erzbistums Mainz lagen. Deshalb war es für Heinrich Raspe nahezu unmöglich sein Territorium zu vereinigen oder zu vergrößern ohne mit dem Erzbischof von Mainz oder dem Kaiser, bzw. dem König, in Konflikt zu geraten. In einigen Gebieten trafen auf wenigen Kilometern die Herrschaften der Wettiner, vertreten durch Heinrich den Erlauchten, Ludowinger, des Erzbistums Mainz und des Reiches aufeinander.Heinrich Raspe tat sich trotz seiner Machtfülle bis weit in die 1230er Jahre nicht in der Reichspolitik hervor, obwohl er 1232 auf dem Reichstag in Ravenna zugegen war. Erst als Kaiser Friedrich Heinrich Raspe und drei weitere Fürsten mit einem Schiedsspruch zwischen ihm und Otto von Braunschweig beauftragte und ihn im September 1234 mit der Stadt Nordhausen belehnte wurde der Landgraf von Thüringen zu einem wichtigen Teil der Reichspolitik. In diesem Zeitraum begann auch das gemeinsame Vorgehen Heinrichs und seines Bruders Konrad in Hessen gegen Siegfried III. von Eppstein und das Erzbistum Mainz. Dabei verhinderten sie auch, dass die regionalen Fürsten die Ludowinger und Mainz gegeneinander ausspielen konnten. Das war diesen bis dahin immer gelungen. Deshalb geriet Erzbischof Siegfried III. auch schnell in die Defensive und musste neben einigen Gebietsverlusten auch hinnehmen, dass sein wichtigster Vasall in Thüringen, der Graf von Gleichen, von Heinrich Raspe verurteilt und seiner Herrschaft enthoben wurde.Die große Rivalität zu Mainz brachte Heinrich Raspe auch zunehmend in einen Gegensatz zu Kaiser Friedrich, da dieser in Siegfried III. eine seiner Hauptstützen in der Reichspolitik sah. Trotzdem war Heinrich an der Wahl König Konrads IV. beteiligt und befand sich in den Jahren davor oft im Gefolge des Kaisers. Der Streit zwischen Mainz und Thüringen war deshalb auch eine schwere Belastung für den Kaiser, da dieser die deutschen Fürsten geschlossen hinter sich wissen wollte, weshalb er auch in diesem Streit zu vermitteln versuchte. In diesem Zusammenhang kam es kurz vor der Wahl 1237 Konrads zu einem Vertrag zwischen Landgraf Heinrich und Erzbischof Siegfried III., in dem beide von Feindseligkeiten absahen und den Hochmeister des Deutschen Orden, Hermann von Salza, als Schlichter in ihrem Streit anerkannten. Nach diesem Treffen hielt sich Heinrich Raspe nicht mehr am kaiserlichen oder königlichen Hof auf und näherte sich eher stauferfeindlichen Fürsten wie Otto II. von Bayern an, der ebenfalls in Auseinandersetzungen mit Siegfried III. verwickelt war.Das inkonsequente Vorgehen Kaiser Friedrichs II. gegenüber dem österreichischen Herzog Friedrich II. war einer der Gründe für die antistaufische Haltung verschiedener Fürsten aus dem Südosten des Reiches. Heinrich Raspe schloss sich dieser Koalition vor allem deshalb an, weil der Kaiser seinen Kontrahenten, den Erzbischof von Mainz, zum Reichsgubernator für König Konrad IV. ernannt hatte. Deshalb heiratete er die Schwester des Herzogs Friedrich und stellte sich damit offen gegen den Kaiser, der Herzog war zu diesem Zeitpunkt nämlich noch von Kaiser Friedrich gebannt und seines Amtes enthoben.Hier kann wieder sehr gut aufgezeigt werden, wie locker Fraktionen im Mittelalter organisiert waren. Erst durch den Gegensatz zwischen Papst und Kaiser, der ab 1237 wieder aufbrach, wurde die antistaufische Koalition zwischen Heinrich Raspe, Otto von Bayern, Wenzel von Böhmen und Friedrich von Österreich in die Nähe des Papstes gerückt. Vor diesem Gegensatz wurde den Fürsten keine besondere Nähe zu den Zielen des Papstes nachgesagt. Wenige Monate später kam es aber zu der paradoxen Situation, dass sich Herzog Friedrich und Kaiser Friedrich wieder einander annäherten, da der Herzog seine Privilegien zurück haben wollte und der Kaiser die militärische Unterstützung des Herzogs bei seinem Kampf in Italien benötigte. Das heißt, dass der Fürst, dessen Konflikt mit dem Kaiser der eigentliche Auslöser für die antistaufische Koalition der Fürsten aus dem Südosten des Reiches gewesen war, nun auf die Seite der Staufer zurück wechselte.Der erneute Konflikt zwischen Kaiser und Papst und die Exkommunikation des Kaisers durch Gregor IX. am 20. März 1239 verschob das gesamte Gewicht der Kräfte im Reich, da sich die Fürsten nun zwischen Kaiser und Papst entscheiden mussten. Vor allem die geistlichen Reichsfürsten befanden sich nun in einer misslichen Lage (vgl. Kap. 3), aber auch die weltlichen Fürsten waren davon betroffen. In dieser Situation versuchten die antistaufischen Fürsten eine eigene Königswahl zu organisieren, die aber vor allem daran scheiterte, dass sich Heinrich Raspe nun auf die Seite des Kaisers stellte. Wie bereits bei seinem ersten Fraktionswechsel kann auch bei diesem Wechsel zurück in das kaiserliche Lager nicht genau gesagt werden, welche Motive Heinrich Raspe hatte. Möglicherweise waren Bestechungsgelder geflossen oder der Landgraf wollte nicht, dass der Kaiser vom Papst abgesetzt wurde. Dies ist aber nicht mehr zu klären. Die engen Verbindungen Heinrich Raspes und Friedrichs II. mit dem Deutschen Orden dürften aber wohl auch eine Rolle gespielt haben.

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