Beschreibung
»vögel / fangen // beeren als weg / weiser und schlechte köder / blätter für vögel der boden zu / dicht wird kalt was weiß / denn schon die / rinde am stock noch nicht mal so dick / wie karto«
Nach den Bänden wolkenformate (2016), sonne geschlossener wimpern mond (2018) und aussichtsplattform | welten.9 | darsolarpolar (2020) erscheint mit sirenenecho nun bereits der vierte Gedichtband von Dirk Uwe Hansen im gutleut verlag.
Das Buch, wie der Titel unschwer vermuten lässt, ist den Sirenen und ihren Gesängen gewidmet, nicht neues könnte man denken, haben sie doch ihren festen Ort in den Texten von Dirk Uwe Hansen, allein sie verändern Stimme und Stimmlage, ihre Sprache, ihren Ton immer aufs Neue. Im Zyklus sag mir sirene was in wolkenformate kommen sie noch leise bescheiden, (un)scheinbar einsam und einfühlsam daher, suchend und fragend, stimmen sie in sirenecho einen anderen Ton an: In besonderer Weise bestimmter und mit anderer, neuer Klangfarbe singend suchen sie nach neuen Räumen und mehr …
»Molpe // gespalten am schnabel ein / spatz macht noch kein / gedicht genese wie / scheidung von schale und ei von / haut und skelett am / ende seele und leib gesang / ununterscheidbar von / bruder und schwester / von meteor und maulwurf«
»Thelxinoe // braucht wort ein gesicht / braucht verstand / eine richtung braucht jedes / eigene eigens eine / ankündigung von / betrachten von / schönheit im auge im angesicht ein / zwischen ver / sprechen und versteck«
Dirk Uwe Hansen beschreibt dies so: »In dem ersten Band, den ich mit dem gutleut verlag machen durfte, habe ich die Sirenen antworten lassen auf meine Erinnerungen an Kindheitsorte. Seitdem begleitet mich das Echo der Sirenen, rumort in meinem Kopf, und ich versuche mir einen Reim darauf zu machen oder es wenigstens festzuhalten. Im Zentrum stehen natürlich die Sirenen und ihre Schwestern, die Musen, die sich für mich nicht sehr unterscheiden (und in der Figur der Thelxinoe ja sogar zusammenfallen). Begleitet werden die Texte vom Zirpen der Zikaden und vorsichtigen Versuchen, in diese Räume hinein- oder hinauszufinden.«
Bemerkenswert sind auch die formalen Änderungen, die sich in vielen der Gedichte eingestellt haben: Sie bestehen in sirenecho vielfach aus drei Teilen, oder besser aus drei Ebenen, die einerseits für sich stehen, sich andererseits miteinander zu einem Ganzen verbinden uns so die einzelne Buchseite als Fläche füllen.
Fortgeführt wird auch die Zusammenarbeit mit Michael Wagener, der ein weiters Mal für die Bebilderung und Gestaltung des Bands gesorgt hat.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des gutleut verlag in diesem Herbst erscheint zudem die Sonderausgabe 202 gedichte, die in Kassette alle vier Bände von Dirk Uwe Hansen versammelt, ergänzt durch neue Gedichte und einem Text des Autors zu den Büchern.
»Melete // zikaden hören zieht / ohren empor zieht / hölzchen lang zieht stöckchen / im zickzack wen kümmert das / noch wovon / hallt wider ein / raum aus / gefalteter sorge pfeift / das von den dächern macht glück«