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Mirandolina

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Erschienen am 19.03.2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783944561264
Sprache: Deutsch
Umfang: 80 S.
Auflage: 1. Auflage 2015
E-Book
Format: EPUB
DRM: Adobe DRM

Beschreibung

Carlo Goldoni, geboren in Venedig 1707, gilt als der größte Komödiendichter der italienischen Literatur. Er schrieb rund 140 Komödien, darunter 'Der Diener zweier Herren', 'Der Lügner', 'Mirandolina', aber auch Tragikomödien und 55 Libretti für Singspiele. In seinen Stücken knüpfte er an die großartige Tradition der Commedia dellArte an und verlieh den schillernden Figuren Truffaldino/Arlecchino, Pantalone, Brighella neuen Glanz.'Mirandolina' ist Goldonis bekannteste Komödie - und, wie der Übersetzer und Goldoni-Experte Heinz Riedt in einem seiner beiden dem Werk zugeordneten Nachworte schreibt, 'die Darstellung weiblicher Psychologie und Verführungskunst par excellence. Wie bei allen großen Komödien ist die Fabel die einfachste der Welt: Mirandolina, Besitzerin eines Gasthofs, entspricht dem letzten Willen ihres verstorbenen Vaters und heiratet den Bedienten Fabrizio. Doch zuvor muss sie sich des Marchese di Forlipopoli erwehren, der ihr Geld besitzt er nicht eine nicht näher definierte Protektion verspricht, und des Conte di Albafiorita, der sie mit reichen Geschenken überhäuft. Den dritten adeligen Gast aber, den bis dato erbitterten Weiberfeind Cavaliere di Ripafratta, zwingt Mirandolina höchstselbst in die Knie.'

Autorenportrait

Heinz Riedt, der Publizist und Experte für italienische Literatur, übersetzte zahlreiche Stücke von Carlo Goldoni ins Deutsche, aber auch Werke u. a. von Italo Calvino, Alessandro Manzoni und Luigi Pirandello. Er übersetzte auch die Abenteuer des hölzernen Knaben Pinocchio mit der langen Nase, den der italienische Schriftsteller Carlo Collodi einst erfunden hatte. Als ausgezeichneter Kenner Goldonis verfasste schrieb er zudem die Biographie und Werkbeschreibung: 'Goldoni'.

Leseprobe

ERSTER AKT, ERSTE SZENEZimmer im Gasthof.Der MARCHESE VON FORLIPOPOLI und der CONTE VON ALBAFIORITAMARCHESE: Zwischen Ihnen und mir ist immerhin ein Unterschied.CONTE: Im Gasthof gilt Ihr Geld soviel wie meines.MARCHESE: Aber wenn mir die Wirtin besondere Ehre erweist, so gebührt mir das mehr als Ihnen.CONTE: Aus welchem Grund?MARCHESE: Ich bin der Marchese von Forlipopoli.CONTE: Und ich bin der Conte von Albafiorita.MARCHESE: Ja, Conte! Gekaufte Grafschaft!CONTE: Ich habe meine Grafschaft gekauft, als Sie Ihr Marquisat verkauften.MARCHESE: Ach, genug! Ich weiß, wer ich bin, und man hat mir Achtung entgegenzubringen.CONTE: Wer verweigert sie Ihnen denn? Sie sind derjenige, welcher um einmal ganz offen zu sprechen MARCHESE: Ich befinde mich in diesem Gasthof, weil ich die Wirtin liebe. Das wissen alle, und alle haben eine junge Frau zu achten, die mir gefällt.CONTE: Was Sie nicht sagen! Wollen Sie mich etwa daran hindern, Mirandolina zu lieben? Was glauben Sie denn, weshalb ich in Florenz bin? Was glauben Sie denn, weshalb ich in diesem Gasthof bin?MARCHESE: Und wenn auch! Sie werden gar nichts ausrichten.CONTE: Ich nicht, aber wohl Sie, was?MARCHESE: Ja, ich. Und nicht Sie. Ich weiß, wer ich bin. Mirandolina benötigt meine Protektion.CONTE: Mirandolina braucht Geld, nicht Protektion.MARCHESE: Geld? Daran fehlt es nicht.CONTE: Ich gebe täglich eine Zechine aus, Signor Marchese, und beschenke Mirandolina dauernd.MARCHESE: Und was ich tue, darüber rede ich nicht.CONTE: Sie reden nicht darüber, aber man weiß es bereits.MARCHESE: Man weiß nicht alles.CONTE: Doch, lieber Marchese, man weiß. Die Bedienten sagen es ja: drei Paoletti am Tag.MARCHESE: Apropos, die Bedienten: Da ist doch einer, der Fabrizio heißt, und der gefällt mir gar nicht. Anscheinend sieht ihn die Wirtin ganz gern.CONTE: Vielleicht will sie ihn heiraten. Das wäre gar nicht so unvernünftig. Ihr Vater ist vor sechs Monaten gestorben. Eine junge Frau, die ganz allein einen Gasthof führt, kann leicht in Verlegenheit geraten. Was mich betrifft, so habe ich ihr dreihundert Scudi versprochen, falls sie sich verheiratet.MARCHESE: Wenn sie heiratet, dann nehme ich sie unter meine Protektion, und ich werde Nun, ich weiß, was ich tun werde.CONTE: Kommen Sie, treffen wir ein Freundschaftsabkommen: Jeder von uns gibt ihr dreihundert Scudi.MARCHESE: Was ich tue, das tue ich im Geheimen und prahle nicht damit. Ich weiß, wer ich bin. Wer ist da?CONTE für sich: Habenichts! Hungerleider! Aufschneider!ERSTER AKT, ZWEITE SZENEFABRIZIO und DIE VORIGEN.FABRIZIO zum Marchese: Sie wünschen, Signore?MARCHESE: Signore? Wer hat dich denn dein Benehmen gelehrt?FABRIZIO: Verzeihen Sie.CONTE zu Fabrizio: Sag mal: Wie befindet sich die junge Padrona?FABRIZIO: Sie befindet sich wohl, Euer Hochwohlgeboren.MARCHESE: Ist sie schon aufgestanden?FABRIZIO: Ja, Euer Hochwohlgeboren.MARCHESE: Esel!FABRIZIO: Weshalb, Euer Hochwohlgeboren?MARCHESE: Was soll das 'Euer Hochwohlgeboren'?FABRIZIO: Das ist der Titel, den ich auch diesem andern Edelmann gebe.MARCHESE: Zwischen ihm und mir ist immerhin ein gewisser Unterschied.CONTE zu Fabrizio: Hast du das gehört?FABRIZIO leise zum Conte: Er spricht die Wahrheit. Der Unterschied ist da: Ich merks an der Rechnung.MARCHESE: Sag deiner Herrin, sie soll zu mir kommen: Ich habe mit ihr zu reden.FABRIZIO: Jawohl, Exzellenz. Hab ichs jetzt wieder falsch gemacht?MARCHESE: Es ist gut so. Du weißt es nun schon drei Monate, aber du bist eben ein impertinenter Kerl.FABRIZIO: Wie Sie befehlen, Exzellenz.CONTE zu Fabrizio: Soll ich dir den Unterschied klarmachen zwischen dem Marchese und mir?MARCHESE: Wie meinen Sie das?CONTE: Da, nimm. Ich schenke dir eine Zechine. Sieh zu, dass er dir auch eine schenkt.FABRIZIO zum Conte: Danke, Euer Hochwohlgeboren. Zum Marchese: Exzellenz MARCHESE: Ich werfe es nicht so weg wie die Narren. Geh!FABRIZIO zum Conte: Euer Hochwohlgeboren, der Himmel möge Sie segnen. Zum Marchese: Exzellenz! Für sich: Hungerleider! Außer Landes kann man mit Titeln keine Ehre einlegen, da brauchts schon Geld. Geht.ERSTER AKT, DRITTE SZENEDer MARCHESE und der CONTE.MARCHESE: Sie wollen mich durch Geschenke übertreffen, aber damit werden Sie gar nichts erreichen. Mein Adel ist mehr wert als Ihr Geld.CONTE: Ich achte nicht, was man ist, sondern was man ausgeben kann.MARCHESE: Stürzen Sie sich nur in Ausgabeh. Mirandolina macht sich doch nichts aus Ihnen.CONTE: Und Sie mit Ihrer ganzen Adelswürde: Glauben Sie vielleicht, dass Mirandolina sich etwas aus Ihnen macht? Dazu gehört schon Geld.MARCHESE: Ach was, Geld! Protektion gehört dazu; man muss auch gelegentlich eine Gefälligkeit erweisen können.CONTE: Ja, man muss gelegentlich hundert Dublonen leihen können.MARCHESE: Man muss sich Achtung verschaffen können.CONTE: Wems an Geld nicht fehlt, der wird von aller Welt geachtet.MARCHESE: Sie wissen nicht, was Sie sagen.CONTE: Ich versteh mehr davon als Sie.ERSTER AKT, VIERTE SZENEDer CAVALIERE VON RIPAFRATTA kommt aus seinem Zimmer. DIE VORIGEN.CAVALIERE: Freunde, was ist das für ein Spektakel? Haben Sie vielleicht Streit?CONTE: Wir disputieren über eine herrliche Sache.MARCHESE ironisch: Der Conte disputierte mit mir über das Verdienst des Adels.CONTE: Ich will nichts gegen das Verdienst des Adels sagen, aber ich behaupte, dass man Geld braucht, um seine Launen zu befriedigen.CAVALIERE: In der Tat, mein Marchese MARCHESE: Ach, sprechen wir von etwas anderem.CAVALIERE: Was war denn die Ursache dieses Streits?CONTE: Es war die lächerlichste Ursache der Welt.MARCHESE: Ja, bravo! Der Conte zieht alles ins Lächerliche.CONTE: Der Signor Marchese liebt unsere Wirtin. Und ich liebe sie noch mehr. Er verlangt Gegenliebe als Tribut für seinen Adel. Und ich hoffe darauf als Belohnung für meine Aufmerksamkeiten. Glauben Sie nicht auch, dass dieser Streit lächerlich ist?MARCHESE: Man muss nämlich wissen, wie eifrig ich sie protegiere.CONTE zum Cavaliere: Er protegiert, ich gebe.CAVALIERE: Wahrlich, nichts verdient weniger, dass darum gestritten wird. Eine Frau bringt Sie in Aufruhr? Lässt Sie die Fassung verlieren? Eine Frau? Was muss ich nur hören? Eine Frau! Nein, ich werde niemals in die Verlegenheit kommen, mit jemandem über Frauen zu streiten. Niemals habe ich sie geliebt, niemals habe ich mir etwas aus ihnen gemacht, und ich bin immer der Meinung gewesen, dass die Frau für den Mann eine nicht zu ertragende Krankheit ist.MARCHESE: Was das anbelangt, so hat Mirandolina ein außergewöhnliches Verdienst.CONTE: Soweit hat der Signor Marchese recht. Unsere junge Wirtin ist wirklich liebenswert.MARCHESE: Und wenn ich sie liebe, dann können Sie davon überzeugt sein, dass etwas Großes an ihr ist.CAVALIERE: Damit fordern Sie mich nur zum Lachen heraus. Was kann sie schon Außergewöhnliches an sich haben, das nicht allen andern Frauen auch zu eigen wäre?MARCHESE: Es ist etwas Edles an ihr, das einfach hinreißt.CONTE: Sie ist hübsch, sie hat eine schöne Sprache, sie kleidet sich nett und hat einen vorzüglichen Geschmack.CAVALIERE: Alles Dinge, die keinen Pfifferling wert sind. Ich bin jetzt schon drei Tage in diesem Gasthof, ohne dass sie den geringsten Eindruck auf mich gemacht hätte.CONTE: Betrachten Sie sie einmal: Vielleicht finden Sie dann etwas Gutes an ihr.CAVALIERE: Ach, Unsinn! Ich habe sie genügend gesehen. Eine Frau wie jede andere.MARCHESE: Sie ist aber nicht wie jede andere, sie hat den anderen etwas voraus. Ich habe ja die vornehmsten Damen frequentiert, aber ich bin noch keiner Frau begegnet, die so viel Liebreiz und Würde in sich vereinigt.CONTE: Zum Donnerwetter! Ich hab doch Erfahrung im Umgang mit Frauen, ich kenne ihre Fehler und Schwächen. Aber von der habe ich auch nicht den kleinen Finger bekommen können, obwohl ich ihr so ausdauernd den Hof mache und eine Menge Geld dabei ausgebe.CAVALIERE: List, nichts als ausgeklügelte List. Armer Narr! Glauben Sie mir nur, bei mir verfängt das nicht! Frauen! Einen Bogen muss man um sie machen, einen möglichst großen Bogen!CONTE: Sind Sie denn noch nie verliebt gewesen?CAVALIERE: Nie. Und ich werde es nie sein. Man hat schon Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich an die Frau zu bringen. Ich habs nicht gelitten.MARCHESE: Aber Sie sind doch der einzige männliche Spross in Ihrem Hause: Denken Sie nicht an Nachkommenschaft?CAVALIERE: Das ist mir schon einige Male durch den Sinn gegangen. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich eine Frau erdulden muss, nur um Kinder zu bekommen, dann vergeht mir gleich die Lust dazu.CONTE: Was wollen Sie denn mit Ihrem großen Vermögen anfangen?CAVALIERE: Das Wenige, was ich besitze, mit meinen Freunden genießen.MARCHESE: Bravo, mein Cavaliere, bravo! Genießen wir!CONTE: Und den Frauen wollen Sie gar nichts abgeben?CAVALIERE: Auch nicht das Geringste. Bei mir ist nichts zu holen.CONTE: Da kommt ja unsere Wirtin. Sehen Sie nur, ist sie nicht wunderbar?CAVALIERE: Ja, wunderbar! An einem guten Jagdhund ist mir allerdings viel mehr gelegen.MARCHESE: Und wenn Ihnen auch nichts an ihr gelegen ist, mir ist sehr viel an ihr gelegen.CAVALIERE: Ich lass sie Ihnen, und sei sie schöner als die Venus!ERSTER AKT, FÜNFTE SZENEMlRANDOLINA und DIE VORIGEN.MIRANDOLINA: Meine Ehrerbietung, edle Signori. Wer von Ihnen hat mich gewünscht?MARCHESE: Ich habe Sie gewünscht, aber nicht hier.MIRANDOLINA: Wo denn, Exzellenz?MARCHESE: In meinem Zimmer.MIRANDOLINA: In Ihrem Zimmer? Wenn Sie da etwas brauchen, so wird der Bediente kommen.MARCHESE leise zum Cavaliere: Was sagen Sie zu diesem Benehmen?CAVALIERE leise zum Marchese: Was Sie Benehmen nennen, nenne ich Frechheit und Impertinenz.CONTE: Liebe Mirandolina, ich will Sie in aller Öffentlichkeit sprechen und Sie nicht in mein Zimmer bemühen. Sehen Sie sich einmal diese Pendants an. Gefallen sie Ihnen?MIRANDOLINA: Hübsch!CONTE: Wissen Sie, es sind Diamanten.MIRANDOLINA: Oh, das sehe ich. Ich versteh mich auf Diamanten.CONTE: Verfügen Sie darüber!CAVALIERE leise zum Conte: Lieber Freund, das ist weggeworfen!MIRANDOLINA: Warum wollen Sie mir dies Ohrgehänge schenken?MARCHESE: Ha, was für ein großartiges Geschenk! Sie hat eins, das ist noch einmal so schön.CONTE: Das sind aber Pendants nach der neuesten Fasson. Ich bitte Sie, nehmen Sie sie mir zuliebe.CAVALIERE für sich: Der ist wahnsinnig!MIRANDOLINA: Nein, wirklich, Signore CONTE: Wenn Sie sie nicht nehmen, beleidigen Sie mich.MIRANDOLINA: Ich weiß nicht, was ich sagen soll ich wünsche, dass mir die Gäste meines Hauses wohlgesinnt bleiben. Um also den Signor Conte nicht zu beleidigen, will ich sie annehmen.CAVALIERE für sich: Durchtriebenes Frauenzimmer!CONTE zum Cavaliere: Was halten Sie von ihrem Witz?CAVALIERE zum Conte: Schöner Witz! Sie frisst und bedankt sich nicht einmal bei Ihnen.MARCHESE: In der Tat, Signor Conte, Sie haben sich ein großes Verdienst erworben! Eine Frau aus purer Eitelkeit vor aller Welt zu beschenken. Zu Mirandolina: Mirandolina, ich muss Sie allein unter vier Augen sprechen: Ich weiß, was sich gehört.MIRANDOLINA für sich: So ein Habenichts! Und wie der die Hand über seinen Geldbeutel hält! Laut: Wenn die Signori sonst nichts wünschen, kann ich ja gehen.CAVALIERE herablassend: He, Wirtin! Die Wäsche, die Sie mir gegeben haben, taugt nicht für mich. Wenn Sie keine feinere haben, besorge ich mir welche.MIRANDOLINA: Signore, es wird schon feinere da sein. Sie sollen zufrieden sein. Aber ich denke, dass Sie Ihre Wünsche auch in einem etwas freundlicheren Ton äußern könnten.CAVALIERE: Wo ich mein Geld ausgebe, brauche ich keine Komplimente zu machen.CONTE zu Mirandolina: Verzeihen Sie ihm. Er ist ein geschworener Weiberfeind.CAVALIERE: Ach, ich brauche Ihre Verzeihung nicht!MIRANDOLINA: Die armen Frauen, was haben sie Ihnen nur getan? Weshalb so grausam mit uns, Signor Cavaliere?CAVALIERE: Basta! Mehr Vertraulichkeiten werden Sie bei mir nicht erreichen. Geben Sie mir andere Wäsche. Ich lasse sie durch den Diener holen. Meine Freunde, ich habe die Ehre! Geht.

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