Beschreibung
Das Sommerheft zum Titelthema Autobiographie gehört in jedes selbst-bewusste elektrische Buchregal, denn fürs Titelthema wurden reichlich Autobiographien studiert und sorgfältig bedacht. Oder gleich verfasst, denn den Auftakt macht Magister Maier mit einem Portrait Magister Maiers. Darunter kehrt die berühmte Fußnotenlyrik Norbert Hildebrands zurück und geht noch bis S. 23 weiter. Bdolf leitet derweil mit Prolegomena zum Titelthema hin, ehe Michael Helming eine Sensation der explorativen Germanistik meldet, nämlich wie er in Prag das verlorene Grab von Hermann Ungar wiederentdeckt hat. Redaktionspraktikant Filbinger erzählt von biographischen Projekten im Altersheim und das IPuP hat sich zur Selbstfindung in die Wüste begeben. Einen autobiographischen Anwendungsfall ("Thorsten") schildert Bdolf, worauf Schneidegger grundsätzlich wird und das Spiel Biographie mit Frisch, Fichte und Wittgenstein ("Spiel") theoretisiert. Clemens Schittko schickt ein kleines personenbezogenes Gedicht ohne lyrisches Ich und Marc Hieronimus einen Satz von Fragmenten u.a. zum Autobiographiewesen unter Superhelden. Wolfgang Schröder untersucht mit Samuel Beckett die Bedingungen und Möglichkeiten von Lebensschrift und Lebenslese. Michael Helming hat für ein Kurz&Klein Spezial ausgewählte Autobiographien in unter 800, z.T. in nur einem Zeichen rezensiert. Stefan Rode untersucht das Spiel des Lebens dagegen mit Schopenhauer und BWL-Karrieretipps. Ein gewisser Friedrich Nietzsche hat das Vorwort seines Vanitybook's "Ecce Homo" als Anschauungsmaterial eingereicht. Im Anschluss beschäftigt sich Schneidegger damit, wie in Ungnade gefallene DDR-Kommunisten die Brüche im Lebenslauf autobiographisch kitten, mittendrin kommt Bdolf nochmal auf Thorsten zu sprechen. Judith Stiebers Dessinreihe über den Hai und sein Alkoholproblem schließt mit einem Rückblick auf das Leben des beflossten Trinkers. Jürgen Nielsen-Sikora untersucht, wie das Nichtmehrleben anderer Leben und Schriften von Peter Weiss und Hanns-Josef Ortheil geprägt hat. In einem zweiten Kurz&Klein-Spezial müssen zum Jubiläum alle Lichtwolf-Autoren ihre eigenen Werke in unter 800 Zeichen besprechen. Sodann nimmt Michael Helming das Titelthema Auto-Biographie sehr wörtlich und erzählt sein Leben zwischen Straßenschildern. Andere Dimensionen hat Vasile V. Poenarus Beitrag, der sich der organisierten Massenbiographie Québecs annimmt. Bdolf wiederum misst mal genau nach, was Klaus Kinski so alles autobiographisch von sich gab und Filbinger würdigt das belanglose Leben eines unbekannten Ludwig H. Rinnsteins. Wie üblich beschließt die größte Bratwurst der Welt das Thema, bei dem sechs Autoren ihren Senf dazu abgeben, ob man schon in jungen Jahren eine Autobiographie vorlegen kann oder soll.Der hintere Heftteil beginnt mit einem Rückblick auf das debattenreiche Feuilleton des Frühlings, gefolgt von 800-Zeichen-Besprechungen und Wolfgang F. Bergers Rapport, wie Meldungen von Griechenlands und Europas Untergang im Transkontinentalflieger aufgenommen werden. Ní Gudix hat die Bad Boy Diaries von Metta Victor neuübersetzt und plädiert für eine Würdigung lausbübischer Sozialdissidenz in Pädagogik und Literatur. Nach Aphorismen und Mirko Stehrs Bild von Nietzsche vor der Glotze verteidigt Marc Hieronimus die Sehnsucht gegen Kitschverdacht, indem er ihr mit Tennessee Williams auf den Abgrund geht. Zum guten Schluss beschickt Barbe M. Linke die Reihe "Lebende&Leichen" mit einem sehr persönlichen Portrait des DDR-Dissidenten Jürgen Fuchs.
Autorenportrait
Als Zeitschrift trotz Philosophie packt der Lichtwolf das Gute, Schöne und Wahre in einen Mixer und serviert das ganze vierteljährlich mit Schirmchen und einem Schuss Rum. Der Name Lichtwolf ist zusammengesetzt aus dem Heideggerschen Begriff für das Ereignis der Wahrheit (Lichtung) und dem Tier, das weiß, wo es langgeht: dem Leitwolf. Die kultivierte Flegelei im Lichtwolf qualifiziert ihn für den, der es nötig hat und eine solche besitzt, als Inventar der Schublade Studenten- und/oder Untergrundzeitschriften.
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