Beschreibung
"sist zappenduster im gedicht, welche sprache es wohl spricht?" - so dringt, aus dem Inneren einer nicht deklarierten Verpackung, die Stimme des Sternmulls, der wie viele Gedichte in Uljana Wolfs neuem Band Fragen nach der wechselseitigen Abhängigkeit von ästhetischer Produktion und herrschender Sprachpolitik aufwirft. Ob mit Grimms vertauschtem Goldesel, "Gerüstniks" oder Germaricans als Dolmetschern, kolonisierenden Seefahrern, übersetzenden Hysterikerinnen oder festgesetzten Asylbewerber_innen im deutschen Wald - es werden Grenzfälle besichtigt, "verholzene komplotts", und Konzepte wie Einwanderung oder die Schaffung nationaler Sprachidentitäten hinterfragt. So graben diese Gedichte an den Schnittstellen von Markt, Macht, Märchen und Mehrsprachigkeit und bringen Transfervorgänge ins Ruckeln - oder ruckelten die nicht immer schon, eher Fiktion als Fundament? "diese sprache war mal firn, dann feriendings, die leuchtet jeden heim. und wo soll das sein: ,schnurz'." Uljana Wolf lotet die politischen Dimensionen des Sprechens so schelmisch elegant und funkelnd abwegig aus, so klangvoll und ohne jede Belehrung, dass wir sie gerne auch im Wahlkampfjahr empfehlen.
Autorenportrait
Uljana Wolf, geboren 1979 in Berlin, lebt als Lyrikerin und Übersetzerin in Berlin und New York. Bei kookbooks erschienen ihre Gedichtbände "kochanie ich habe brot gekauft", 2005, "falsche freunde", 2009 und - gemeinsam mit Christian Hawkey - die Sonett-Ausstreichungen "Sonne From Ort", 2012. Daneben veröffentlichte sie den Essay "BOX OFFICE", Lyrikkabinett 2010, und zahlreiche Lyrikübersetzungen, vor allem aus dem Englischen. Wolf war Mitherausgeberin des Jahrbuchs der Lyrik, S. Fischer 2009. Für ihre literarischen und übersetzerischen Arbeiten erhielt sie unter anderem den Peter-Huchel-Preis 2006, den Dresdner Lyrikpreis 2006, den Austrian Cultural Forum Translation Prize, ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds 2008 und ein Stipendium der Villa Aurora in Los Angeles 2010.