Beschreibung
Hier kommen sie zusammen: Der vorwitzige Hahn, der niemanden schlafen sehen kann, der Butzemann, das bucklichte Männlein, der ausgefuchste Hase, der traurigste unter den Maikäfern, der tapfere Reiter, musikalische Klopfgeister und viele andere Gesellen mehr. Und wer hat sie so zusammengebracht? Das war der Wind, der sich zwischen allen Liedern regt. Er pfeift, er wirbelt, säuselt und klingt, er ist heiter und grollt, und am Abend des Tages, da legt er sich und singt uns und alle andern in den Schlaf. Das eigensinnige Wesen des Windes verbindet die Lieder entlang des Tagesverlaufs zu einer Suite, in der die Kinderwelt des 19. Jahrhunderts Kontakt zu der unsrigen aufnimmt, unterstützt durch muntere und irrlichternde Arrangements der Komponistin Katia Tchemberdji und der Dichterin Monika Rinck. Es ist eine kuriose Gesellschaft, die sich hier eingefunden hat, zu einem rauschenden Festchen, auf Einladung des Windes. Und seine Einladung gilt für alle - ein Buch wie ein linder Wind, der klingend durch die Saiten und singend durch die Seiten geht. Der als enger Freund von Felix Mendelssohn und als früher Förderer Richard Wagners bekannte Berliner Hofkapellmeister Wilhelm Taubert brillierte in fast allen musikalischen Gattungen, den größten Ruhm erlangte der gefeierte Komponist, Pianist und Dirigent jedoch durch das Komponieren von Kinderliedern. Seine über 300 Kompositionen erschienen in diversen Alben, jeweils als 'Klänge aus der Kinderwelt' betitelt, und fanden Eingang in Kinderstuben von St. Petersburg bis Lissabon. Wegen ihrem weit über das rein Kindgemäße, Pädagogische hinausweisenden Kunstliedcharakter wurden sie aber auch in den Konzertsälen gespielt: als romantische Piecen, die unvermittelt etwa zwischen Beethovens Egmont-Ouvertüre und einer Sinfonie Mendelssohns stehen konnten. Heute sind diese Kleinode des Kinderlieds zu Unrecht völlig vergessen. Die entstehende Ausgabe möchte diesen reizvollen Liederschatz in Erinnerung rufen und für die heutige musikalische Praxis neu erschließen.