Beschreibung
Die Abkehr vom Grundsatz der Naturnachahmung wurde für den Bereich der deutschen Frühromantik vielfach gezeigt. Für die französische Frühromantik stand ein systematischer Nachweis bislang noch aus. Allzu oft reduzierte die Literaturgeschichtsschreibung Autoren wie Chateaubriand, Nodier und Senancour zu bloßen Vorläufern einer erst mit Lamartine einsetzenden Romantik. Demgegenüber arbeitet die vorliegende Studie den in der Literatur um 1800 sich vollziehenden Übergang von der Aufklärung zur literarischen Moderne heraus. Sie konzentriert sich dabei auf ein Gebiet, das traditionellerweise im Mittelpunkt der Dichtkunst steht, das Verhältnis der Kunst zur Natur.
Die französische Literatur um 1800 steht nicht von ungefähr im Zentrum des Interesses, hat doch die französische Revolution entscheidende Weichen für eine neue literarische Diskursordnung gestellt. Vor dem Hintergrund aufklärerischer Naturbilder und Beschreibungsmodalitäten, deren ein ausführliches Kapitel gewidmet ist, können traditionelle und innovative Momente frühromantischer Naturbeschreibung trennscharf erfaßt werden. Jetzt erst wird die herkömmliche Rhetorik der Natur verabschiedet und ein neuartiger metaphorischer Gebrauch von Natur möglich.
In Einzelkapiteln wird die Poetologie von Chateaubriand, Nodier, Senancour und Lamartine herausgearbeitet, in der Wesentliches der späteren romantischen Revolution bereits verwirklicht ist. Damit werden diese Autoren systematischer als bisher in den Prozeß der literarischen Moderne einbezogen, in dessen Verlauf die definitive Abkehr der Kunst von der Natur besiegelt wird.