Beschreibung
Die autobiografischen Erzählungen (mit einigen Abbildungen) und Momentaufnahmen handeln aus Sicht des Mädchens Sieglinde vom Krieg, von der Begegnung mit einem Agenten in Ost- und Besuchen bei Tante Tilde in Westberlin; später arbeitet sie in der Deutschen Bücherstube, dorthin kamen Kunden wie Anna Seghers, Helene Weigel, Arnold Zweig und seine Frau, aber auch Schnäppchenjäger aus dem Westen und amerikanische Studenten. Aus Sicht der jungen Erwachsenen wird nun vom überraschenden Mauerbau erzählt, vom Pressecafé und die Geschichte ihrer Flucht. "Wie sich diese Flucht im Detail abgespielt hat, liest sich spannend wie ein Krimi." (Tagesspiegel) Es folgen Momentaufnahmen, Sigrun Caspers Westostwestblicke sind voller Selbstironie und sehr unterhaltsam zu lesen, aus der Zeit der Teilung, zum Mauerfall bis in die Gegenwart hinein - in genau beobachteten Details wird Zeitgeschichte lebendig. "Hautnah erzählt." (dag, Berliner Morgenpost, 45. Woche, 10.11.14). Auch fünfundzwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer berühren diese individuellen Fluchtgeschichten, weil sie zeigen, mit welchem Einfallsreichtum Menschen versuchten, dem real existierenden Sozialismus zu entkommen. Ob beim ersten Versuch, Jahre nach der Flucht, wieder nach Ostberlin einzureisen oder auf einer Reise in die USA oder bei den Schienen mit Blick auf die Grenzbeamten - in genau beobachteten Details wird Zeitgeschichte lebendig. Sieglinde macht sich zum Beispiel Gedanken darüber, was sie anzieht, um nicht als Westtussi vor der Ost-Verwandtschaft zu erscheinen. Unterbrochene Schienen - manche bis heute. Doris Pareike, Protagonistin der Erzählung "Der Durchbruch", erlebte den Mauerfall anders als viele andere (für diese Geschichte erhielt die Autorin den Walter-Serner-Preis.). In der Erzählung "Trude" wird mit einer Biografie in sieben Wochentagen quer durch die Jahrzehnte (von Sieglindes Tante Gertrud) deutsche Geschichte pointiert sichtbar. "Ihre Sprache ist alles andere als wehmütig, sondern ohne Schnörkel und Nostalgie. Casper ruft Erinnerungsbilder wach von Orten, die es heute nicht mehr gibt. Ein Buch, das die kleinen Geschichten der Teilung schildert; und ganz nebenbei eine wunderbare Hommage an die Stadt Berlin ist." (Marina Himmer, Main-Echo) "So, als säße man mittendrin, beschreibt sie auch die weltoffene bunte Atmosphäre im legendären Pressecafé. In den Geschichten werden die Risse und Brüche deutlich, die von der Teilung herrühren. Um Notlügen geht es, um Versteckspiele, um Trotz und Trauer. Auch darum, dass der Westen keineswegs nur golden war. Ihre sensiblen Beobachtungen kleidet die Autorin in klare schöne Sätze." (Tagesspiegel)