Beschreibung
Neben der staatlichen Regulierung des Filmmarktes werden in diesem Buch vor allem die Filmpräferenzen der Kinobesucher im NS-Staat untersucht, die sich in einer Nachfrage nach bestimmten Filmen ausdrücken. Bis zu 50 Mio. Kinobesucher haben 7,6 Mrd. Eintrittskarten gekauft und damit einige wenige Filme zu überragenden Erfolgen gemacht wie z. B. "Zirkus Renz" (37 Mio. Karten) oder "Operette" (30 Mio.). Es war möglich, die Zahl der verkauften Tickets für alle knapp 2.000 in der NS-Zeit gezeigten Filme zu ermitteln und diese nach ihrem Erfolg beim Publikum zu hierarchisieren. Die Filmerfolgsranglisten für die Jahre 1933 bis 1944 werden so interpretiert, dass neue Einsichten in die Filmkultur der NS-Zeit gewonnen werden. Das Kino dieser Zeit zeigt sich als eine in einem hohen Maß durch die Marktkräfte bestimmte Institution, in der das Publikum eine erhebliche Macht hatte.
Autorenportrait
Joseph Garncarz, Dr., ist Professor am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Sein Forschungsinteresse gilt vor allem der Film- und Mediengeschichte. Er war an verschiedenen Universitäten in Europa tätig, hat mehrere Forschungsprojekte geleitet und eine Reihe von Monografien insbesondere zur Film- und Kinogeschichte in Deutschland vorgelegt, darunter Maßlose Unterhaltung. Zur Etablierung des Films in Deutschland 1896 1914, Hollywood in Deutschland. Zur Internationalisierung der Kinokultur 1925 1990 und Wechselnde Vorlieben. Über die Filmpräferenzen der Europäer 1896 1939. Seine Publikationen wurden ins Englische, Französische, Tschechische und Polnische übersetzt. Seine Forschung wurde u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und 2011 mit dem Willy-Haas-Preis ausgezeichnet.
Inhalt
Vorwort
Einleitung
I.Über das NS-Gesellschaftsprojekt
1.Was ist Nationalsozialismus?
1.1Eine radikale Etablierten-Außenseiter-Figuration
1.2Ein eskalierender Prozess
II.Methodische Grundlagen
2.Filmpräferenzen und Messmethoden
2.1Eine Wahl des Vergnügens
2.2Bedingungen des Filmerfolgs
2.3Filmerfolgsranglisten als Messinstrumente
3.Berechnungs- und Analysemethoden des Filmerfolgs
3.1Das POPSTAT-Verfahren und seine Optimierung
3.2Analysemethoden der Filmerfolgsranglisten
4.Bildung einer repräsentativen Stichprobe
4.1Probleme der Stichprobenkonstruktion
4.2Zusammensetzung der Stichprobe
4.3Validität der Stichprobe
III.Kinopublikum, Filmwirtschaft und -politik
5.Filmpolitik und Filmproduktion
5.1Politische Kontrolle des Filmmarktes
5.2Das Rentabilitätsproblem der Filmproduktion
5.3Aufbau von Konkurrenz im Produktionsbereich
6.Kinobesucher und Filmanbieter
6.1Die Wahl der Zuschauer
6.2Kinobetreiber und Verleiher
7.Demografie des Kinopublikums
7.1Merkmale des Kinopublikums
7.2Wandel des Kinopublikums
8.Kulturelle Differenzierungen der Filmpräferenzen
8.1Das Publikum in Orten unterschiedlicher Größe
8.2Zuschauer der oberen sozialen Schicht
8.3Die Nazi-Elite im Kino
8.4Deutsch-jüdische Kinobesucher
9.Genrepräferenzen
9.1Distanz zu Politik und Alltagsrealität
9.2Filmkomödien
9.3Ausrichtung der Filmproduktion an der Nachfrage
10.Präferenz für NS-nahe Filme
10.1Klassifizierung und Charakterisierung
10.2Erfolg und Reichweite
10.3Gründe für den Erfolg
11.Hollywood und NS-Deutschland
11.1Erfolg von US-Filmen
11.2Hollywoods Geschäftspolitik
IV.Jenseits der NS-Diktatur
12.Filme der NS-Zeit außerhalb des NS-Staates
12.1Präferenzen ausländischer Kinopublika
12.2Präferenzen des deutschen Publikums der Nachkriegszeit
13.Rück- und Ausblick
Dank
Verzeichnis der Abbildungen
Verzeichnis der Grafiken
Anhang
Literaturverzeichnis
Informationen zu E-Books
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