Beschreibung
Die Stadt Torgau ist seit den großen Stadtbränden des 15. Jahrhunderts innerhalb des mittelalterlichen Mauerrings nie wieder zerstört worden und hat zahlreiche Kriegsgefährdungen weitestgehend unbeschädigt überstanden. Sie verfügt heute über einen Denkmalbestand von 578 Objekten, die Altstadt ist ein geschlossenes Denkmalschutzgebiet. Dennoch sind die überkommenen Bauwerke, die vorwiegend während der kurfürstlichen Residenzzeit bis 1550 und danach bis zum Dreißigjährigen Krieg als steinerne Bebauung entstanden sind, heute nicht ungefährdet. Probleme der Gegenwart wie Rückgang der Einwohnerzahl, Leerstand und der Drang zur Ansiedlung auf der grünen Wiese, mehr gefördert als die Erhaltung der Innenstädte, entwickeln sich zur permanenten Gefährdung. In dieser Situation waren es die Mitglieder des 'Fördervereins für Denkmalpflege in der Stadt Torgau e.V.', die den Mut hatten, ein im Bestand stark gefährdetes kleines Haus, das letzte noch vorhandene vorreformatorische Priesterhaus in der ehemaligen Sackgasse (heute Katharinenstraße 8), zu retten. Es hat sich erwiesen, dass trotz zahlreicher Einbauten und Eingriffe der letzten 500 Jahre ein im Wesentlichen noch ursprünglicher und sonst in Sachsen nicht so erhaltener Bestand vorhanden ist. Eine besondere geschichtliche Wertschätzung hat sich daraus ergeben, dass hier sowohl vorreformatorische Altarpriester ihre Wohnstätte hatten als auch der Beförderer der Reformation, Georg Spalatin, von 1523 bis 1533 Besitzer war. Damit ist es auch das einzige erhaltene Wohnhaus Spalatins und das einzige erhaltene Gebäude der Stadt, das Kurfürst Friedrich III., der Weise, hat erbauen lassen. Die historische und denkmalpflegerische Bedeutung des Priesterhauses hatte eine umfassende Förderung der Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen zur Folge. Heute ist das Haus Hauptexponat einer musealen Nutzung, die Georg Spalatin und dem Urkantor der Reformation, Johann Walter, gewidmet ist.