Beschreibung
Der Blick auf die deutsche Geschichte wird allzu sehr vom österreichisch-preußischen Dualismus bestimmt. Dabei war es noch bis weit in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht ausgemacht, welchen Weg der von den Habsburgern beherrschte Länderkomplex nehmen würde. Von einer preußischen Großmacht konnte man zu dieser Zeit nicht einmal etwas ahnen. Anderen deutschen Territorialstaaten standen noch alle Entwicklungsmöglichkeiten offen. Die sächsischen Fürstentümer gehörten schon zu Beginn der frühen Neuzeit zu den ökonomisch und kulturell führenden deutschen Ländern. Die Übertragung der Kurwürde von der ernestinischen auf die albertinische Linie des Hauses Wettin machte die Landesteilung von 1485 teilweise rückgängig. Außer dem habsburgischen Länderverband schien dem Kurstaat der Albertiner Mitte des 16. Jahrhunderts kein anderes Territorium innerhalb des Reiches ebenbürtig oder überlegen zu sein. Das Ursprungsland des Protestantismus nahm als Führungsmacht der evangelischen Reichsstände während der konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen in der zweiten Hälfte des 16. und im 17. Jahrhundert eine Schlüsselstellung ein. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts schickten sich die Albertiner an, im Reich und in Europa eine Großmachtrolle zu beanspruchen. Kurfürst Friedrich August I. erlangte 1697 die polnische Königskrone ...
Was hier im Vorwort die geschichtlichen Potenziale zweier Jahrhunderte anzureißen versucht, umspielen dann im Buch die Essays zu den großen Zäsuren von 1485, 1547 und 1697. Und das sind nur drei von insgesamt zwölf Essays, in denen elf Autoren die wichtigsten Einschnitte in der Geschichte Sachsens über ein Jahrtausend hin thematisieren – von 1089 an, das erst im Umfeld der Wettinfeiern 1889 als Epochenjahr entdeckt (oder glücklich erfunden?) worden ist, bis zum Jahr der friedlichen Revolution, die von Sachsen aus das Tor zur Einheit Deutschlands und für Europa weit aufgestoßen hat.