Beschreibung
In Paris recherchiert eine junge deutsche Journalistin für ein Buchprojekt über die 230 Statuen im Park von Versailles. In Frankfurt sieht sich eine noch rüstige, fast 80-jährige Jüdin unversehens mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Auf einem toskanischen Landsitz trifft sich eine höchst illustre internationale Gelehrtenrunde. Die Gespräche drehen sich um die Bedeutung des Gartens für den Menschen im Wandel der Zeiten. Mit Glück im Unglück gelangt die junge Journalistin in diese kleine exklusive Runde. Unvermittelt, völlig entsetzt über eine beiläufige Äußerung eines der Teilnehmer sieht auch sie sich unversehens mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Erinnerungen an Sommerferienerlebnisse stacheln ihre journalistische Neugier an. Also fährt sie nach Südfrankreich, wo sie Marcel, den alten Gärtner wiedertrifft, der sich noch gut an damals erinnern kann. Auch Marcel ist zum Philosophen geworden. Zum praktischen Philosophen. Und der Park, um den er sich ein Leben lang schon kümmert, wird nicht nur für ihn zu einem Garten der Erkenntnis.
Autorenportrait
Thomas Vogel1947 in Sindelfingen geboren, studierte Romanistik, Kunstgeschichte und Theologie zuerst am Evangelischen Stift in Tübingen, dann in Heidelberg, Promotion in französischer Literaturwissenschaft. Seit 2003 Honorarprofessor am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen. Thomas Vogel arbeitete als Kulturredakteur beim SWR, zuerst in Baden-Baden, seit 1985 in Tübingen, wo er die Kulturredaktion leitete. Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, Essays, Hörspiele, Reportagen und Anthologien.
Leseprobe
Klara nahm lächelnd die Tasse hoch und schaute auf Marcel, der ihr Lächeln erwiderte. Er ist noch immer der Komplize von damals, dachte sie. Mit den Jungen hatte er aus Brettern ein Baumhaus in einer alten Platane eingerichtet, für die Mädchen eine Hängematte zwischen zwei Bäume gespannt und eine große Korbschaukel an einen dicken Ast gehängt, in die man sich wunderbar zum Lesen verkriechen konnte. Hinter dem Gärtnerhaus verdeckt stand ein Pferch für den Hühner- und Kaninchenstall, jedes Karnickel hatte seinen Namen: Hercule, Carotte, Strapovitzkinov, Moutarde, Eustache. Nie mussten sie die Zeit totschlagen, immer gab es irgendetwas zu tun. Gelegentlich nahm Marcel die Jungen auch zum Angeln mit. Dann kamen sie mit Bachforellen zurück, die es, von der Küchenfee Josefine als Clafoutis à la provencale zubereitet, zum Abendessen gab. Klara nahm einen Schluck - und stellte die Tasse wieder hin ...
Informationen zu E-Books
Individuelle Erläuterung zu E-Books