Beschreibung
München spielte eine Sonderrolle beim Aufbau der Gestapo: Nach der Machtübernahme 1933 wurde die Bayerische Politische Polizei zum Modell für den Aufbau des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin und damit der reichsweiten Gestapostellen. Münchner Gestapoangehörige übernahmen Führungspositionen in ganz Deutschland und leiteten im Zweiten Weltkrieg Einsatzkommandos in den besetzten Ostgebieten. 1933 wählte Reinhard Heydrich das Wittelsbacher Palais an der Brienner Straße in München als repräsentativen Sitz der Politischen Polizei. Hier entstand eine moderne Schaltzentrale, die aber auch als grausamer Folterort fungierte. Gleichzeitig war die Münchner Gestapo tief in der Stadtgesellschaft verankert, viele ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen übernahmen Tätigkeiten als Blockleiter oder in der Volkswohlfahrt. Man wusste, wer bei der Gestapo tätig war. Erich Kasberger gewährt in seiner umfassenden Studie Einblicke in die verschiedenen Abteilungen dieser Polizei-Sonderbehörde. Etwa 400 Kurzbiografien mit Quellen- und Literaturhinweisen erfassen den Personalstand der Geheimen Staatspolizei München. Zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Fotos geben den Tätern ein Gesicht.
Autorenportrait
Erich Kasberger beschäftigt sich seit fast vierzig Jahren in regionalhistorischen Zusammenhängen mit der NS-Zeit. Er initiierte 1987 das Mahnmal für die verfolgten Juden des Internierungslagers München Berg am Laim, an dem seitdem jährliche Gedenkveranstaltungen stattfinden. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören (zusammen mit Marita Krauss) "Else Behrend-Rosenfeld/Siegfried Rosenfeld, Leben in zwei Welten. Geschichte eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil" sowie "Ein Dorf im Nationalsozialismus. Pöcking 1930-1950".