Beschreibung
In seinen Romanen Die kleine Insel und Das Viertel der Clowns hat Lim Chul Woo mit einiger Distanz aus der Zeit seiner Kindheit und Jugend erzählt; in dem 2019 erschienenen Roman Ein Flüstern aus der Mauer werden wir hineingezogen in die Gegenwart. Der pensionierte Lehrer Han lebt, wie der Autor, auf der größten Insel Südkoreas. Im Nachwort schreibt Lim Chul Woo, dass der Roman ganz und gar auf den Spaziergängen mit seinem Hund entstanden sei. Es könnte ein Idyll sein, wie Thomas Mann seine Erzählung Herr und Hund untertitelt hat, das Haus am Ende des Dorfes mit dem großen Mandarinenhain; ein geruhsames Leben mit langen Hundespaziergängen. Doch mehr und mehr wird der Protagonist von den Schatten der Vergangenheit eingeholt. Ein halbes Jahrhundert wurde über den täterlosen Massenmord, der 1948 im Anschluss an den Jeju-Aufstand unzählige Opfer unter der Zivilbevölkerung der Insel gekostet hat, geschwiegen. Der Autor hat das Buch den Kinderseelen gewidmet, die, nach ihrem kurzen Leben auf der Insel, in jenem Winter ihr Leben verloren haben.
Autorenportrait
Lim Chul Woo wurde 1954 auf Wando geboren, einer kleinen Insel vor der Südspitze Koreas. Auch für seine spätere Arbeit als Schriftsteller war die im Jahre 1980 von der Militärdiktatur niedergeschlagene Revolte von Gwangju, die er als Student erlebt hat, bestimmend, und er schrieb später darüber einen Roman in fünf Bänden mit dem Titel "Bomnal" (etwa: Ein Tag im Frühling, Seoul 1997, nicht übersetzt). Er hat mehrere Literaturpreise erhalten, seine Bücher wurden auch ins Englische, Französische und Spanische sowie ins Japanische und Chinesische übersetzt. Lim hat mehrere Jahrzehnte als Professor für Creative Writing an der Hanshin-Universität in Seoul gelehrt und lebt heute auf der subtropischen Insel Jeju-do.