Beschreibung
In der Shanghaier Presselandschaft existierte ein Jahrzehnt lang ein beispielloses Phänomen. Für dessen Beginn stand der 30. März 1939, denn an diesem Tag erschien die erste von dem jüdischen Emigranten Wolfgang Fischer redigierte Ausgabe der deutschsprachigen Zeitschrift "Shanghai-Woche". Von Fischers Großtat inspiriert, gründeten andere jüdische Exiljournalisten in dieser fernöstlichen Metropole zwölf weitere Periodika in deutscher Sprache wie beispielsweise "Gelbe Post", "Shanghai Jewish Chronicle", "Jüdisches Nachrichtenblatt". Da die ca. 18.000 jüdischen Exilanten in Shanghai größtenteils aus dem deutschsprachigen Literatur- und Kulturbetrieb stammten, waren ihre deutschsprachigen Exilperiodika von großer Bedeutung für die Gründung eines "muttersprachlichen" Kultur- und Lebensraumes. Die vorliegende Anthologie bietet einen Einblick in die Pressetexte zwanzig einflussreicher repräsentativer Exiljournalisten, die einen Mikrokosmos des jüdischen Exillebens in politischer, wirtschaftlicher, kultureller, familiärer, religiöser und erzieherischer Hinsicht während und nach dem Zweiten-Weltkrieg in Shanghai widerspiegeln. Der alphabetischen Reihenfolge nach stehen die 20 Journalisten (mit Biographien im Anhang) aufeinander folgend, deren Zeitungs- und Zeitschriftenartikel von insgesamt 200 Beiträgen chronologisch angeordnet worden sind.