Beschreibung
Inspiriert vom Weimarer Bauhaus plante der Amsterdamer Publizist und Künstler Hendricus Theodorus Wijdeveld zusammen mit dem Berliner Architekten Erich Mendelsohn zu Beginn der 1930er Jahre eine europäische Kunstschule an der Côte dAzur. Ihr Lehrprogramm war breit gefächert angelegt: Neben Malerei, Skulptur und Architektur waren Abteilungen für Innenraumgestaltung, Bühnenkunst, Typografie, Keramik und Textildesign vorgesehen, darüber hinaus Kurse in Musik, Tanz, Fotografie und Film. Mit ihrer Benennung setzte sich die Académie Européenne 'Méditerranée' (AEM) allerdings bewusst vom Werkstattideal des Vorbilds in Deutschland ab. Sie nahm gesamteuropäisches Gedankengut auf und bezog sich zugleich auf das klassische Erbe des Mittelmeerraumes. Mit der Einbindung des Malers Amédée Ozenfant als drittem Direktor wurden Spezifika des Purismus integriert, die im literarischen wie geschichtsphilosophischen Kontext der französischen Moderne verortet sind. Die Zusammensetzung des Lehrerkollegiums und des Ehrenkomitees der AEM liest sich wie ein Who is who der europäischen Avantgarde. Einen historischen Moment lang trug die Vorstellung transnationaler Kooperation in bukolischer Landschaft über die gegenläufigen Tendenzen der Zeit hinweg. Obwohl die Planung bereits weit vorangeschritten war, scheiterte dieses exemplarische gesamteuropäische Projekt 1934 letztlich an den politischen Realitäten.
Autorenportrait
Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Bonn Forschungs- und Lehrtätigkeit am Technion in Haifa, an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem und an verschiedenen Universitäten in Deutschland. Seit 2012 am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich, dort seit 2016 Titularprofessorin für die Architekturgeschichte der Moderne.