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Vietnam und sein Transformationsweg: Die Entwicklung seit der Reformpolitik 1986 und aktuelle Herausforderungen

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783842840270
Sprache: Deutsch
Umfang: 0 S., 3.02 MB
Auflage: 1. Auflage 2024
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Seit der politischen Wende im ehemaligen Einflussbereich der Sowjetunion und der Auflösung des Rates für gegenseitige Hilfe (RGW1) in den 80er Jahren sind die Staaten des östlichen Mitteleuropas sowie des östlichen und südöstlichen Europas, aber auch viele Staaten in Südostasien mit unterschiedlich ausgeprägtem Reformwillen bestrebt, die sozialistische Planwirtschaft zu überwinden und marktwirtschaftliche Strukturen aufzubauen. Dies gilt ebenfalls für Vietnam.Nach der Wiedervereinigung Süd- und Nordvietnams im Jahr 1975 wurde im ganzen Land die zentrale Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild eingeführt. Diese Planwirtschaft hatte zusammen mit den Folgen des Krieges und mit den Auswirkungen der Außenpolitik Vietnams zur Wirtschaftskrise des Landes Anfang der 80er Jahre geführt: Geringe Produktivität, galoppierende Inflation, Armut, massive Arbeitslosigkeit, Hungersnot und Nullwachstum kennzeichneten die damalige Situation. So sah sich die vietnamesische Regierung gezwungen, einige Lockerungen in der Wirtschaft vorzunehmen (z.B. das Vertragssystem in der Landwirtschaft, die Erhöhung der Betriebsautonomie in der Industrie und Veränderungen in der Währungs-, Lohn-, und Preispolitik), um die Wirtschaftslage und damit die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Obwohl es dadurch zu Produktions-, insbesondere zu Reisproduktionssteigerungen kam und die Wirtschaft sich etwas erholen konnte, verbesserte sich die gesamte wirtschaftliche und soziale Situation jedoch im Wesentlichen nicht. Vielmehr führte die Währungs- und Preispolitik mit den Verzerrungen der zentralen Planwirtschaft im Rahmen der Wirtschaftslockerungen zu einer noch tieferen Krise, sodass die vietnamesische Regierung zu einem Umsteuern keine Alternative sah. 1986 wurde die wirtschaftspolitische Reformpolitik (Erneuerungspolitik, auf Vietnamesisch Doi Moi) eingeleitet, mit der Vietnam den Transformationsprozess von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einer freien Marktwirtschaft begonnen hat, der bis heute andauert.Ziel dieser Studie ist es, die Transformation in Vietnam darzustellen. Dabei werden die wichtigsten Reformschritte bzw. Maßnahmen und deren Ergebnisse dargestellt sowie gegenwärtige Probleme aufgezeigt. Darüber hinaus werden für die zukünftige Entwicklung Vietnams insbesondere unter dem Aspekt der internationalen Integration wichtige Herausforderungen, erzielte wirtschaftliche Erfolge sowie bestehende Defizite aufgezeigt und analysiert. In diesem Zusammenhang werden auch Entwicklungsmöglichkeiten für Vietnam aufgezeigt. Dabei wird auf die Transformationswege näher eingegangen. Somit ist der Transformationsprozess ebenfalls Gegenstand der Untersuchung. Bei dieser Untersuchung geht es auch darum aufzuzeigen, ob die seit der Reformpolitik 1986 eingeleitete Transformation von Vietnam auch wirklich eine Transformation darstellt oder ob es sich nur um eine unvollständige Transformation handelt.

Autorenportrait

Tam T.T. Nguyen wurde 1977 in Ho Chi Minh City geboren. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre entschied sich die Autorin ihre fachlichen Qualifikationen durch ein Aufbaustudium weiter auszubauen. Das Masterstudium des Internationalen Managements an der Hochschule Fulda schloss sie im Jahre 2005 erfolgreich ab. Bereits während des Studiums entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse am Transformationsweg von Vietnam. Neugierig auf die historischen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen des Landes entschloss sich die Autorin, sich für das Kinderhilfswerk terre des hommes zu engagieren, um mehr über Vietnam zu erfahren. Ihre Tätigkeit im Verein motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

Leseprobe

Textprobe:Kapitel 3.1, Die Wirtschaftskrise Vietnams und ihre Ursachen:Nach der Unabhängigkeit Vietnams vom französischen Kolonialregime 1954 und der Teilung des Landes durch die Genfer Konferenz im selben Jahr gingen die beiden Landesteile, Süd- und Nordvietnam, politisch und wirtschaftlich getrennte Wege. Der Norden war durch Ho Chi Minh (1945) einem auf sowjetischen Planungsprinzipien beruhenden System der Zentralverwaltungswirtschaft gefolgt. Der Süden folgte damals ökonomisch -marktwirtschaftlichen Prinzipien (im kapitalistischen Sinne).Nach jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den USA (1964-1975), gelang es Nordvietnam 1975 den ganzen Süden (dieser war bis 1975 demokratisch) zu erobern und mit Nordvietnam zu vereinen. Unter Führung der Kommunistische Partei Vietnams (KPV) wurde die Entwicklung der vietnamesischen Wirtschaft durch den Weg zum Sozialismus bestimmt. Mit dieser Bestimmung wurde die zentrale Planwirtschaft im ganzen Land eingeführt.Nach drei Jahrzehnten der Wirtschaftsentwicklung, mit dem Konzept der sozialistischen Planwirtschaft im Norden und von 1975 bis Ende 1985 im ganzen Land, war die Wirtschaft Vietnams durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Es herrschte in allen Wirtschaftszweigen Staatseigentum an Produktionsmitteln und an Grund und Boden. Die Wirtschaft war nie in der Lage, den Grundbedarf der Bevölkerung an Nahrungsmitteln und Konsumgütern genügend zu decken. Das System der zentralwirtschaftlichen Planung der Produktion und Verteilung der erzeugten Produkte durch den Staat funktionierte ineffizient, da der wirtschaftliche Plan der betrieblichen Produktion nicht auf realistische Marktdaten, sondern auf Vorgaben der zentralen, staatlichen Organe aufgebaut war und überhaupt nicht realisiert wurde. Dieses System führte zu einer globalen wirtschaftlichen Verzerrung der Allokation und zugleich zur Verschwendung knapper Ressourcen der gesamten Wirtschaft. Im Industriebereich dominierten staatliche Betriebe. Sie arbeiteten mit hohen Verlusten und erhielten trotzdem Subventionen vom Staat. In der Landwirtschaft forcierte der Staat die Kollektivierung. In allen Wirtschaftsbranchen war die Produktionstechnik und- technologie sehr rückständig und die Arbeitsproduktivität sehr niedrig. So befand sich Vietnam Anfang der 80er Jahre in einer Krise der Wirtschaft und Gesellschaft. Die ganze Wirtschaft stand vor der Stagnation und dem Bankrott. Es herrschten große Mängel an Rohstoffen und Konsumgütern. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln geriet immer mehr in große Schwierigkeit. Geringe Produktivität, hohe Inflation, massive Arbeitslosigkeit, Hungersnot, Nullwachstum und absolute Armut kennzeichneten die damalige Situation. Die Ursachen der Wirtschaftskrise Vietnams wie die folgenden Abschnitten darstellen lagen nicht nur in den Folgen der zentralen Planwirtschaft, sondern auch in den Auswirkungen der Außenpolitik und in den Folgen des Krieges.3.1.1, Folgen des Krieges:Der jahrelang andauernde Krieg mit der USA hatte das ganze Land fast völlig zerstört. Seine Folgen konnte die vietnamesische Wirtschaft nur schwer verkraften und sind bis heute immer noch zu spüren.Im Norden wurden durch den Krieg Hauptindustriezentren und fundamentale Infrastrukturen zerstört, die seit 1964 durch Aufbauprozesse der Wirtschaft entstanden waren. Sämtliche Industriebetriebe wurden vernichtet. Drei der sechs größten Städte, 12 von 29 Provinzhauptstädten, 2/3 der Dörfer waren zerstört. Total zerstört waren auch sämtliche Elektrizitätswerke, Bahnhöfe, Häfen, Brücken, Straßen und das gesamte Bahnnetz. Im Süden waren 2/3 der Dörfer zerstört, 5 Mio. Hektar Wald wurden vernichtet und 20 Mio. Bauern verloren ihre Häuser. Es gab 362.000 Kriegsinvaliden, 1 Mio. Witwen. Die schlimmste Folge war die Verseuchung großer Flächen mit Gift. Trotz Rekultivierungsmaßnahmen konnte diese noch nicht beseitigt werden.In Zentral- und Südvietnam hatte die US-Armee die Bäume durch Agent- Orange entlaubt, die Felder mit Flächenbombardements zerstört. Heute sind Krankheiten wie z.B. die Missbildung der Kinder durch Orange Agent, inklusive dem Kampfstoff TCDD (Dioxin), keine Seltenheit. Während sich die Dioxinbelastung der Böden mittlerweile normalisiert hat, ist das Dioxin in die Nahrungskette eingedrungen. Wo einst Regenwälder und reiche Fauna vorhanden waren, wachsen heute nur noch Gräser und Büsche. Die Folgen sind Erosionen und gewaltige Überschwemmungsschäden.

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