Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte
Zum 200. Geburtstag von Fedor M. Dostoevskij
Luks, Leonid / Dehnert, Gunter / Lobkowicz, Nikolaus / Rybakow, Alexei / Umland, Andreas / Tsoi, Mar
Erschienen am
11.07.2022
Beschreibung
Themen der Ausgabe sind: Die "jüdische Frage" im publizistischen Werk Fedor M. Dostoevskijs und Heinrich von Treitschkes Dostoevskij als Meister der Kommunikationskatastrophe "Unser Freund seit uralten Tagen" Das Pferd bei Rodèenko, Repin und den russischen Realisten. Teil II: Politische Pferde Katharina die Große (17621796) im Spiegel zeitgenössischer Publikationen im Alten Reich (Teil I) Ein jugoslawisches Szenario im postsowjetischen Raum? Anmerkungen anlässlich des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Aus dem Beitrag von Eva Daniela Seibel: Ein Vergleich, den Katharina II. auch selbst angestrebt hatte, war der mit demjenigen Monarchen, der dem aufgeklärten Herrscherideal in den Augen der Zeitgenossen in vielem sehr nahe kam. In einem Wettbewerb, in dem es um das Prestige des Landes sowie das Ansehen des Herrschers ging, forderte "[a]ls Jüngere an Jahren (.) Katharina den Titelverteidiger, den roi-philosophe, Friedrich den Großen, heraus [und] mit zunehmendem Alter hatte er Mühe diese Konkurrenz zu bestehen" (Claus Scharf). Öffentlichkeitswirksam begann die Kaiserin nicht nur mit Voltaire einen Briefwechsel, sondern warb um die Gunst einer Reihe von aufgeklärten Persönlichkeiten. Letztendlich bekam die russische Kaiserin die öffentliche Bewunderung für ihre Reformen, die selbst in den cultivirtesten [Reichen], unüberwindliche Schwierigkeiten gefunden haben würden (Magnus Alopäus). Man gestand ihr zu, dass es in einem Land wie Russland "unvergleichlich größere Aufgaben [waren], als sie der aufgeklärte Preußenkönig bei seinem Herr-schafts¬antritt vorgefunden hatte." (Scharf) So bedachte der preußische Professor Franz Christoph Jetze die Kaiserin mit einer Antonomasie, die bisher dem Preußenkönig vorbehalten war, indem er Katharina II. als gekrönte Philosophin glorifizierte. Hier hatte sich auch ein wesentliches Bewertungskriterium gewandelt. Erschienen ihre Vorgängerinnen gleichsam als Schülerinnen des Westens, welche die Transformation des Russischen Staates nach westeuropäischem Vorbild voranzubringen hatten, so war Katharina II. aus dieser Rolle herausgetreten. Jetzt konnten eine russische Herrscherin und ihre Reformpolitik als mustergültige Herrschaft verehrt werden und Westeuropa als Vorbild dienen.