Beschreibung
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand eine breit gefächerte Bewegung, die eine Alternative zur industriellen Gesellschaft sein wollte. Ziel dieser Lebensreformbewegung war es, die Lebensweise der Menschen grundlegend zu ändern: Vegetarismus, Verzicht auf Alkohol, Leben in freier Natur, alternative Medizin, Sexualreform und eine Kunst, die das Leben der Menschen mitprägen sollte, waren zentrale Forderungen. Viele der Protagonisten der Lebensreform waren Künstler und sowohl von Wagners Musikdramen als auch seinem Konzept des Gesamtkunstwerks und seinen Spätschriften beeinflusst, teilweise waren sie bekennende Wagnerianer und Bayreuthianer. Der Verbindung zwischen Wagner, dem Bayreuth nach Wagners Tod und dieser wirkungsmächtigen Lebensreformbewegung wird in diesem Buch erstmals nachgegangen. An ausgewählten Beispielen wird gezeigt, wie einflussreich Bayreuths Weltanschauung auf die Reformbewegung um die Jahrhundertwende und bis zum ersten Weltkrieg, gelegentlich darüber hinaus, gewirkt hat und wie stark dieses Zentrum der Wagnerpflege über den unmittelbaren Bereich hinaus Einfluss auf kulturelle und soziale Lebensentwürfe der deutschen Gesellschaft nahm.
Autorenportrait
Udo Bermbach, em. Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg mit Schwerpunkt Politische Theorie und Politische Ideengeschichte, 1999/2000 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, Berater Jürgen Flimms für das Konzept der Bayreuther Ring-Inszenierung 2000/2004. Neben Buch und Zeitschriftenveröffentlichungen zu Problemen des Parlamentarismus, der Parteientheorie, der Rätebewegung und Rätetheorien sowie ideengeschichtlichen Beiträgen zum politischen Denken und zur politischen Theorie der Moderne seit dem 16. Jahrhundert stehen seit einigen Jahren vor allem Veröffentlichungen zum Verhältnis von Politik, Gesellschaft und Oper. Mitherausgeber der seit 2005 bei K&N erscheinenden Zeitschrift wagnerspectrum.