Beschreibung
Die Studie beleuchtet Ernst Jüngers geistige Oppositionshaltung vor dem Hintergrund des Dritten Reiches und seiner Zensurpolitik. Schon in der Erstfassung des ,Abenteuerlichen Herzens' von 1929 entwickelt Jünger erste literarische Strategien zur Bewahrung der Autonomie des Einzelnen im technokratisch-kollektivistischen Zeitalter des ,Arbeiters'. Spätestens ab 1934, so die hier vertretene These, entschließt sich der Schriftsteller zu ebenjenem ,Waldgang', den er im bereits erwähnten gleichnamigen Großessay von 1951 in der Rückschau auf seine eigenen Erfahrungen während der Nazi-Herrschaft phänomenologisch entwickelt und dann in der Nachkriegszeit zu einer regelrechten Lebensphilosophie des Nonkonformismus und des Widerstands ausbaut. In der Auseinandersetzung des Einzelnen mit dem technischen Kollektiv und seiner Welt kommt der Literatur als meinungsformender und charakterbildender Kraft eine besondere Bedeutung zu. Auch das Schreiben und Publizieren gerinnt hier unvermutet zum ,Waldgang': Indem der Autor sich mit den Mächten seiner Zeit auseinandersetzt, wird er selbst zum Waldgänger, denn Autorschaft ist für Jünger nur ein anderer Name für Unabhängigkeit. Damit wird der Autor, der noch ein "ursprüngliches Verhältnis zur Freiheit besitzt", unwillkürlich zum "Gegenspieler des Leviathans".