Beschreibung
Ausgangspunkt dieser Auswertung waren elf Gräber und die dazugehörigen Grabgärten, Steinkonzentrationen und linearen Steinaufreihungen des mittelbronzezeitlichen Gräberfelds «Rameren», das im Zusammenhang mit dem Bau eines Autobahnzubringers vom 26. August 2003 bis 2. Juli 2004 ausgegraben wurde. Trotz des geringen Umfangs an Funden und anthropologischem Material lassen sich anhand der Befunde klare Aussagen zu den lokalen Bestattungssitten formulieren, die auch im überregionalen Kontext Parallelen finden. Betrachtet man die Gräber, so können unterschiedliche Ausrichtungen gefunden werden, welche die Gesamtanlage in drei konsistente Bereiche (Bereiche 1-3) unterteilen. Fast alle Grabgruben waren mit Steinen ausgekleidet und überdeckt, in mehreren Fällen konnten kleine Grabhügel mit Durchmessern von wenigen Metern konstatiert werden. Grabgärten grenzten die Gräber voneinander ab. Auffallend war eine SW-NE-verlaufende, mehr oder weniger gut erhaltene Steinaufreihung, welche die Bereiche 1 und 2 von den Befunden in Bereich 3, insbesondere dem grossen Grabhügel (Grab 10), abgrenzte. Unverbrannte und kalzinierte Knochenreste zeigen die Biritualität der Anlage auf, die als strukturierte Gemeinschaftsanlage mit vorwiegend kleinen, «agglutinierenden» Grabhügeln (Bereiche 1 und 2) interpretiert wird, die durch die fortschreitende Belegung der Nekropole nach und nach zusammenwuchsen. Auf Grund des Befundes von Grab 10 lässt sich die Hypothese von Ritualplätzen (St 5) aufstellen, die im Zusammenhang mit den Begräbnissen eine Rolle gespielt haben und die an verschiedenen Orten innerhalb des Gräberfelds in Form von mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Steinsetzungen auftraten.Aufschlussreich - und als einziges Grab mit Beigaben ausgestattet - war Brandgrab 9, das zusammen mit Grube A als rechteckiges Familiengrab angesprochen wird. Im Leichenbrand konnten eine Frau, ein Mann und ein jugendliches Individuum festgestellt werden. Elf Armringe, zwei Beinbergen und zwei bis drei Spiralfingerringe zeigen, dass die Frau in ihrer Tracht verbrannt worden war. Die Beigabe einer unverbrannten Steinperle sowie der mit der Spitze nach oben gerichtete Griffplattendolch aus Grube A, die mit einem Stein abgedeckt worden war, weisen auf rituelle Praktiken und die Symbolhaftigkeit der Anlage hin. Das Grabinventar lässt sich in die Stufe Bz C1 (Horizont Weiningen) datieren, etwas älter muss der Griffplattendolch mit vier Nieten eingestuft werden. Ein grösserer, noch 1 m hoch erhaltener Grabhügel enthielt ein beraubtes Zentralgrab (Grab 10), in dem das Skelett eines 20-jährigen Mannes lag, zu seinen Füssen befand sich ein Leichenbrandhaufen, in dem noch mindestens zwei weitere Individuen repräsentiert waren. Die Bestattung dürfte ursprünglich in einem Holzsarg gelegen haben, der mit Steinen umstellt und überdeckt dezentral auf einem rechteckigen Steinplatz stand. Darum herum befand sich ein breiter Steinring mit einem Durchmesser von 5,5 m.
Autorenportrait
Andreas Mäder studierte Ur- und Frühgeschichte, Philosophie und Geologie an der Universität Zürich. Er promovierte 2002 zum Thema «Die spätbronzezeitlichen und spätlatènezeitlichen Brandstellen und Brandbestattungen in Elgg (Kanton Zürich)». 2006–2010 war er Fachbereichsleiter für Urgeschichte der Kantonsarchäologie Zürich. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Spätbronzezeit.