Beschreibung
In dieser Publikation werden die Funde und Siedlungsstrukturen der um 1600 v.Chr. datierten frühbronzezeitlichen Seeuferstation Wädenswil-Vorder Au umfassend vorgestellt und in einen grösseren Kontext eingebunden. Dabei bildet der am gegenüberliegenden Seeufer gelegene Siedlungsplatz Meilen-Schellen einen Gegenpol, zeigt doch dieser knapp fünfzig Jahre ältere Materialkomplex ein völlig andersartiges Verzierungsspektrum.Durch eine sorgfältige Analyse der Grabungsdokumentationen und Funde wird die gegenwärtige Quellenbasis diskutiert und die Frage aufgeworfen, wie die zum Teil völlig gegensätzlichen Keramikstile der Zürcher Seeufersiedlungen mit einer eher auf Kontinuität und Verwandtschaft hinweisenden Befundlage vereinbart werden können. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse öffnen ein weites Feld von Fragen, die von der Struktur der Austausch- und Kontaktnetze, zum gesellschaftlichen Aufbau und den sozialen Verbindungen bis hin zu allfälligen historischen Ereignissen von überregionaler Bedeutung reichen. Als Fazit dieser Studien zieht die Autorin den Schluss, dass monokausale Erklärungsschemata wie ethnische Einwanderungen oder einseitige Beeinflussungen der materiellen Kultur mit Sicherheit zu weit gegriffen wären, solange noch jede Neuentdeckung einen derart massiven Erkenntniszuwachs bringt, wie dies gegenwärtig der Fall ist.
Autorenportrait
Die Archäologin Anne-Catherine Conscience ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Urgeschichte und Prospektion der Kantonsarchäologie Zürich.