Beschreibung
«Wer spricht? (Wer schreibt?) Und die Frage: Wer spricht (und wer schreibt) in wessen Auftrag? Zu wem und für wen? Welcher Autorität, wessen Interessen unterstehen wir, wenn wir das Wort ergreifen? Wer zeichnet verantwortlich für das, was wir sagen (schreiben)? Vor allem aber: Wem schenken wir und wer schenkt uns Glauben? Und warum?» Felicitas Hoppe Der vorliegende dritte Band der Reihe TeNor enthält die Beiträge zur Tagung des Forschungsschwerpunkts Text und Normativität vom 14. bis 16. September 2011 in Luzern und Einsiedeln. Sie beschäftigen sich mit der Autorität von Texten und den Autoritäten ‹hinter› ihnen in Theologie, Philosophie, Recht und Religionswissenschaft. Normen können mündlich oder schriftlich textualisiert werden. Texte wiederum können, etwa durch Kanonbildung, selbst normative Kraft gewinnen. In beiden Fällen entsteht Normativität durch Anerkennung und Sanktionierung ‹eingeschriebener› Autorität, die erst im Licht sozialer Praxen erkennbar wird. Das zirkuläre Verhältnis von Text und Norm wirft auch hier Fragen auf: Wie entsteht Autorität? Wie lassen sich Autorisierungen mündlicher und schriftlicher Texte und Textkorpora beschreiben? Welche Autoritäten erzeugen Kanonbildungen? Das Autoritätsthema betrifft aber nicht nur die Genealogie von Normen, Autoritäten stehen immer auch in der Kritik: Gerade die Wechselwirkung von Text und Norm relativiert die Autorität beider. Beiträge F. Hoppe: Wie pfeift man das Johannesevangelium? Über Autorität und Eigensinn I. Kroppenberg: Ungehorsame Söhne und enttäuschte Väter? Juristische und rhetorische Autoritätsdiskurse in den declamationes Romanorum der römischen Prinzipatszeit N. Jansen: Rechtssystem und informelle Autorität P. Becchi: Auctoritas aut veritas facit legem? Die Entwicklung des modernen Rechts im Säkularisierungsprozess E. Arens: Es gibt keine Autorität außer von Gott. Zu einem paulinischen Sprengsatz politischer Theologie A. Malinar: Worte als Erkenntnismittel. Zur Autorität von Texten in der indischen Philosophie F. Mathwig: Norma normans – norma normata? Zur Frage nach der Autorität kirchlicher Bekenntnisse aus reformierter Sicht H.-M. Barth: Normative Letztverbindlichkeit und spirituelle Kreativität. Beobachtungen zum Autoritätsverständnis in Weltreligionen M. Deeg: Buddha oder S?tra? Zu den Autoritätskriterien des Buddhismus P. P. Portinaro: Politische Gerichte? Maßstabsetzende Autorität und Deutungsmacht des Richters
Autorenportrait
Michele Luminati, geb. 1960, ist seit 2004 ordentlicher Professor für Rechtsgeschichte, Juristische Zeitgeschichte und Rechtstheorie an der Universität Luzern. Des Weiteren ist er geschäftsführender Direktor des lucernaiuris, des Instituts für juristische Grundlagen in Luzern.
Wolfgang W. Müller, geb. 1956, ist Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern und Leiter des dortigen Ökumenischen Instituts.
Enno Rudolph, geb. 1945, ist seit 2000 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Luzern.
Nikolaus Linder, geb. 1968, ist seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter im interfakultären Forschungsschwerpunkt TeNor – Text und Normativität der Universität Luzern.