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Basler Juden - französische Bürger

Migration und Alltag einer jüdischen Gemeinde im frühen 19. Jahrhundert

Erschienen am 03.01.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783796523120
Sprache: Deutsch
Umfang: 434
Format (T/L/B): 15.0 x 22.0 cm

Beschreibung

1799, unter helvetischer Einheitsregierung, zogen erstmals seit dem Mittelalter wieder Jüdinnen und Juden nach Basel. Doch noch jahrzehntelang blieb die jüdische Einwohnerschaft der Schweizer Grenzstadt auf eine kleine Gruppe französischer Staatsbürger beschränkt, da die politische Restauration im Kanton den Juden Niederlassung und Heimatrechte bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts verweigerte. Das vorliegende Buch nimmt die Widersprüche und den Alltag jüdischer Existenz in Basel in den Blick: Wie beispielsweise ein Wirtspaar als «Knecht und Magd» für koscheren Ausschank in einer Basler Weinstube begann, aber aufgrund obrigkeitlicher Ermittlungen wenig später ein eigenes Gasthaus anmeldete. Weshalb der Gemeindevorsteher Koschelsberg die Zitrusfrüchte zum Laubhüttenfest, die er immer über den Kolonialwarenhändler Preiswerk bezogen hatte, nicht mehr im Elsass verkaufen konnte und das Basler Richterkollegium sich die Warenspezifikation für halachisch «ächte» Zitrusfrüchte erklären liess. Von wem der «Schmuser», der Pferde-, Waren- oder Immobilienmakler, einen Lohn erwarten konnte, auch wenn er nie um einen Dienst gebeten worden war. In welchem Stadtviertel sich die Einwanderer Häuser kauften und warum andere Nachbarschaften einen Juden nur im Gasthaus duldeten. Die Autorin hat die wenigen Zeugnisse dieser voremanzipatorischen Zeit aus verschiedenen Quellenbeständen prosopographisch zusammengeführt und abwechslungsreich kontextualisiert, so dass ihr eine dichte Beschreibung jüdischen Lebens in Basel gelingt. Die mikrogeschichtliche Fallstudie leistet nicht nur einen relevanten Beitrag zur Stadtgeschichte, sie orientiert sich auch an den aktuellen Fragestellungen der jüdischen Geschichtsschreibung. So beleuchtet sie die Wechselwirkung von kulturellem Kapital und bürgerlichem Aufstieg, überprüft nationale Deutungsmuster zur jüdischen Moderne anhand eines transnationalen Phänomens und verfeinert die Kategorien von Minderheit und Mehrheit an situativen Grenzziehungen. Zentrale Themen der jüdischen Geschichte am Beginn der Moderne – Integration und Verbürgerlichung – werden in dieser Darstellung um neue Aspekte bereichert, weil sie den Migrationsprozess junger Stadtgemeinden jener Zeit berücksichtigt.  

Autorenportrait

Die Autorin: Susanne Bennewitz hat Deutsche Literatur, Judaistik und Informatik in Berlin und Freiburg i.Br. studiert. Sie war Assistentin im Jüdischen Museum der Schweiz und war am Institut für Jüdische Studien der Universität Basel am Forschungsprojekt zur jüdischen Regionalgeschichte beteiligt. 2005 promovierte sie mit dieser Arbeit in Basel im Fach Jüdische Studien. Sie wirkte bereits an verschiedenen Publikationen und Ausstellungen zur Geschichte der Juden am Oberrhein mit. 

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