Beschreibung
Die isländische Literatur hat heute eine zentrale Funktion für die Identitätsstiftung, der Beginn dieses Identitätdiskurses ist bisher jedoch ungeklärt. Diese Frage greift der Band auf und diskutiert mit dem Blick auf die Literaturproduktion von 1100-1300 mithilfe kulturwissenschaftlicher Gedächtnistheorien die Rolle der Schrift, Erinnerungstechniken und -strategien. Diese zeigen, dass Vergangenheit in Island konträr erinnert wurde und nur ein geringer Bestand an kollektiven Erinnerungen existierte. Kompensiert wurde dieses Desiderat durch die Königssagas, innerhalb derer ein Identitätsdiskurs entwickelt wurde, der Erinnerungskonkurrenzen dialogisch aushandelte. Durch diese Kontrolle über die Historiographie gelang es den Isländern, ihre bedrohte kollektive Identität zu erhalten. Die Entwicklung der Literatur ab 1100 geht daher mit der Aufforderung zu einem unaufhörlichen Erinnern einher, die das kulturelle Gedächtnis der Isländer stets in sich trug. Dr. Laura Sonja Wamhoff promovierte und lehrte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Autorenportrait
Laura Sonja Wamhoff promovierte und lehrte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Inhalt
1 Einleitung
2 Erinnerungskultur
3 Kulturelle Erinnerung und Historiographie: einige hinführende Aspekte
4 Die altnordische Historiographie
5 Eine neue Form kultureller Kontinuität und Kohärenz: der hypoleptische Diskurs
6 Fazit: Erinnerungskultur 1100-1300 in der altnordischen Historiographie
7 Schlussbemerkungen
Bibliographie
Historiographische Texte 1100-1300 im Überblick
Motiv-Index
Ari und die Haukdoelir
Aris Genealogie der norwegischen Könige und seine eigene
Aris Machtfundierung
Aris Gewährspersonen
Kartenmaterial