Beschreibung
Zu Oscar Wildes Lebzeiten ist, gemäß seiner Weisung, nichts von dieser Erzählung bekannt geworden. Es ist ein Brief, den Oscar Wildes aus dem Zuchthaus in Reading an seinen Freund Lord Alfred Douglas; ein sehr langer Brief allerdings von achtzig eng beschriebenen Seiten, aber doch seinem ganzen Charakter nach ein Brief. Und daß sein Verfasser ihn als solchen empfunden, zeigt der von ihm vorgeschlagene Titel Epistola: In Carcere et Vinculis. Robert Ross hat im Jahre 1909 dem Britischen Museum in London die Urschrift des Werkes mit der ausdrücklichen Bestimmung übergeben, daß es nicht vor dem Jahre 1960 in England veröffentlicht werden solle. Die Rücksicht auf den noch lebenden Adressaten des Schreibens bewog ihn dazu. Als dieser im Frühjahr 1915 einen Beleidigungsprozess gegen den Schriftsteller Arthur Ransome führte, wurde das gesamte Werk, um die Darstellung des Angeklagten zu erhärten, vor Gericht verlesen; die englischen Zeitungen der ganzen Welt, auch deutsche, brachten spaltenlange Auszüge, so daß es für keinen Menschen mehr ein Geheimnis war, was die von Ross unterdrückten Stellen enthielten. Diese völlig ungekürzte, zum ersten Mal erscheinende Buchausgabe der Epistola erfolgt mit besonderer Genehmigung von Oscar Wildes Erben.