Das Leben des chinesische Philosophen Li Zhuowu (1527-1602) wird durch seinen Weg von einem Mitglied der konfuzianischen Gesellschaft zu einem radikalen Außenseiter geprägt, der die Karriere im Staatsdienst aufgibt und schließlich, nach mehreren Schicksalsschlägen, an denen er fast zerbricht, seine Familie verlässt und zu einem individualistischen Denker wird, der sich gegen den offiziellen Staatskonfuzianismus stellt. Er kritisiert geistige Autoritäten und betont, dass der Maßstab für das richtige Denken und Handeln in jedem einzelnen Menschen natürlich vorhanden ist und auch nur dort individuell gefunden werden kann. Beeinflusst wird er in seinem Denken von buddhistischen und daoistischen Lehren sowie unorthodoxen Strömungen des Konfuzianismus. Außergewöhnlich und seiner Zeit weit voraus sind seine Vorstellungen zur Bedeutung und Rolle der Frau, die im patriarchalischen Denken des konfuzianischen China und seiner starren Gesellschaftsordnung auf vehemente Ablehnung stoßen. Li Zhuowu gerät aufgrund seiner Lehren und seiner Haltung immer wieder in Konflikt mit konfuzianischen Gelehrten und den von konfuzianischen Beamten geführten staatlichen Behörden, bis er als gefährlicher Ketzer angeklagt und verhaftet wird und seinem Leben auf dramatische Weise ein Ende setzt.

Handwerkerausbildung, Studium der Sinologie und Philosophie in Bochum, Beijing und Nanjing, Tätigkeit als Universitätsdozent