Beschreibung
Unser Kennenlernen war ein Unfall. Ja, ihr habt richtig gelesen. Allerdings muss ich dazu sagen, ein glücklicher Unfall. Denn ich bin Maria, meinem neuen Frauchen, geradewegs vor ihre knallrote Vespa gerannt und hab sie direkt mit meiner Straße bekannt gemacht. Die Straße, auf der ich lebte, seit mein früheres Frauchen Silke auf unerklärliche Weise aus meinem Leben verschwunden war. Ich vermute ja, dass ihr Verschwinden was mit dem Schlägertypen zu tun hatte, bei dem wir gewohnt haben. Als er geschnallt hat, dass Silke nicht mehr zurückkommt, hat er mich kurzerhand vor die Tür gesetzt. Hau ab, stinkende Töle! So eine Frechheit hat er mir hinterhergeschrien. Als wenn er mir das hätte sagen müssen. Wenn ich in der Lage gewesen wäre, die Tür selbst zu öffnen, wäre ich schon viel früher abgehauen. Vielleicht hätte ich Silke dann noch angetroffen und wir hätten uns zusammen, noch ein schönes Leben machen können. Jedenfalls hab ich meine Blähungen aus der Hölle noch ein letztes Mal bemüht, bevor ich die Wohnung dieses Barbaren verlassen hab. Davon hatte er bestimmt noch eine ganze Woche was. Maria hatte gerade eine ähnliche Verabschiedung hinter sich, fand das aber nicht halb so schön wie Milly und hatte leider keine biologischen Waffen, die sie auf Abruf einsetzen konnte. Vermutlich stank ihr die Situation mit Lukas ohnehin mehr als ihm. Doch darüber konnte sie gar nicht mehr so viel nachdenken, denn sie musste sich um die verletzte Milly kümmern und brachte es nicht über sich, diese kleine süße Französische Bulldogge im Tierheim zu lassen. Also wurde sie Frauchen, lernte eine Menge über Hundefutter und dachte vor allem ziemlich oft an den Tierarzt Ben.
Autorenportrait
Ohne mich zu fragen, ob ich überhaupt am Leben teilnehmen will, wurde ich im Februar 1969 im beschaulichen Mecklenburg-Vorpommern geboren. Als jüngstes von zehn Geschwistern war ich vermutlich nicht geplant. Und so richtig außergewöhnlich ist die Geburt eines Kindes ja auch nicht mehr, wenn es schon neun vorher gab. Jedenfalls fühlte ich mich früh nicht zugehörig. Um ehrlich zu sein, ich denke - und vielleicht hoffe ich es sogar ein wenig, dass ich als Baby vertauscht wurde. Ich war so komplett anders als meine Geschwister, dass entweder der Genpool neu gemischt worden war oder aber... Die Optik sagt allerdings, dass zumindest meine Mutter, meine Mutter war und die Ähnlichkeit zu meiner ältesten Schwester ist so stark, dass ich heute schon weiß, wie ich in 20 Jahren aussehen werde.