Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Mittelhochdeutsche Fachliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Biber, ein Tier dem man im heutigen Leben nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit schenkt, geschweige denn eine bestimmte Symbolik zuspricht, steht in der vorliegenden Hausarbeit einmal im Mittelpunkt. Das allgemeine Wissen über besondere Eigenschaften und Bedeutungen vieler Tiere und Fabelwesen, beispielsweise Einhorn oder Phoenix, ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Mit dem Biber werden heutzutage meist nur noch seine kräftigen Nagezähne assoziiert, die beispielsweise in der Zahnpastareklame auftauchen. Die ursprüngliche Fabel ist jedoch nur noch den Wenigsten geläufig. Sie soll in dieser Arbeit als ein Exempel für die Tierbeschreibungen des altdeutschen Physiologus und deren christliche Symbolik dienen. Ich werde zu Beginn auf Ursprung, Überlieferung, sowie allgemeine formale und inhaltliche Merkmale des Physiologus eingehen, bevor ich den altdeutschen Originaltext über den Biber aus der Wiener Prosa-Fassung ins Neuhochdeutsche übersetze. Anschließend beschäftige ich mich mit den naturhistorischen Hintergründen und Interpretationsmöglichkeiten der Biberdarstellung, wobei hier ein besonderes Augenmerk auf den heilsgeschichtlichen und moralischen Deutungsmöglichkeiten der christlichen Allegorese liegen wird. Das Kapitel über den Biber entstammt einem der ältesten Nachschlagewerke über die Natur, dem Physiologus (griech. Physiológos = Naturkundiger). Das Buch, dessen Kern vermutlich schon um das Jahr 200 im ägyptischen Alexandria entstanden ist, erschien ursprünglich in griechischer Sprache, bevor es ins Lateinische und später in viele Volkssprachen übersetzt wurde. Der Umstand, dass auch weniger gebildete Menschen in der Lage waren den Physiologus zu lesen, trug sicherlich dazu bei, dass er als das populärste, mittelalterliche Werk der didaktischen und christlichen Literatur, das an breiter Wirkung im ganzen Mittelalter nur noch der Bibel selbst nachstand angesehen wird. Die Grundlage für den Physiologus stellt eine rein naturkundliche Schrift dar, die durch mehrfache Bearbeitungen anonymer Autoren mit einer christlich-symbolische Dimension versehen wurde. Er enthält verschiedene Naturbeobachtungen und deren Ausdeutungen, insbesondere werden Tiere, Pflanzen und Steine behandelt.