Beschreibung
Der Tagelöhner, der sich alltäglich für einen Taglohn verdingte, hatte im Früh- und Hochmittelalter eher geringe Bedeutung. Mit dem rechtlichen Wandel innerhalb der Grundherrschaft und dem wirtschaftlichen Veränderungen vor und nach der großen Agrarkrise wurden diese freien Lohnarbeiter zu wichtigen Gehilfen auf den Höfen der Bauernwirtschaften. Zur Erntesaison waren die Arbeiter von größter Wichtigkeit, da ansonsten die landwirtschaftlichen Aufgaben nicht zu bewältigen gewesen wären. Vielfach kam es über die Saison zu Auswanderungsverboten.
Gewiss waren sich die Tagelöhner nach der großen Agrardepression ihres Wertes bewusst. Ihre Lohnforderungen waren für viele Bauern nicht mehr tragbar, auch die Konkurrenz unter den Bauern erhöhte die Preise immens. Diese Entwicklung hatte eine Periode ganzer Taxordnungen zur Folge. Sie zeugen von der stark ökonomisch ausgerichteten Landarbeit, dem her-ausragenden Wert der freien Lohnarbeiter für die Landwirtschaft, aber auch vom sozialen Stand der selbstschaffenden Arbeiter.
Zu Beginn der frühen Neuzeit, weit vor der Blüte der Taxordnungen, entstand die Tagelöhnerordnung von Oppenheim. Sie bekundet in erstaunlichem Maße ihre mittelalterlichen Wurzeln und gibt einen Einblick in das Leben eines Lohnarbeiters. Diese Ordnung soll im Mittel-punkt der Abhandlung stehen. Diese Arbeit möchte aber noch mehr: Ein Bild vom Tagelöhner und seiner Entwicklung über die Jahrhunderte geben. Deshalb soll zuerst der Tagelöhner selbst im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Im Weiteren soll anhand rechtlicher und ökonomischer Veränderungen untersucht werden, wie es zum Anstieg an Lohnarbeitern kam. Die Oppenheimer Ordnung stellt das Bild des Tagelöhners in der frühen Neuzeit vor.
Die Literatur zum Thema ist nicht erschöpfend. Zurückgegriffen werden kann auf zwei Hauptwerke, wobei sich das 1935 erschienene Werk von Hertha Firnberg auf den ländlichen Lohnarbeiter konzentriert, das neuere aus dem Jahr 1995 von Sema Simon den Stand der Tagelöhner aus rechtshistorischer Sicht betrachtet. Entfernt wurde das Thema ansonsten nur innerhalb von Arbeiten über unterbäuerliche Schichten, vorrangig über das Gesinde, abgehandelt. Es bleibt deshalb weiterhin eine Aufgabe der historischen Forschung, eine zusammenhängende Abhandlung über den Tagelöhner zu verfassen.
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