Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein 86- Millionen Volk, das man einst als Volk der Dichter und Denker rühmte, hat die schlimmste Katastrophe seiner jüngsten Geschichte mit Auslöschung seiner Städte und millionenfacher Vertreibung über sich ergehen lassen. Da fällt einem schwer zu glauben, dass diese Ereignisse nicht ein gewaltiges literarisches Echo gefunden haben. Als Ende 1997 der in England lebende deutsche Schriftsteller Winfried G. Sebald in seiner Züricher Poetikvorlesung beklagt, die Bombardierung deutscher Städte sei als literarisches Thema weitgehend tabuisiert und zu einer Spukexistenz im kollektiven Unbewussten der Deutschen verdammt worden, ist Gert Ledigs Roman Vergeltung noch verschollen.1956 erscheint er zum ersten Mal, doch die Rezensionen sind fast durchgehend vernichtend. Es heißt, der Roman sei peinlich, brutal und geschmacklos. Die FAZ empört sich über die gewollt makabere Schreckensmalerei. Die Zeit sieht den Rahmen des Glaubwürdigen und Zumutbaren verlassen. Der Rheinische Merkur glaubt abscheuliche Perversität zu entdecken, ein Gruselkabinett. So kommt es, dass der Roman schnell in Vergessenheit gerät und mit ihm sein Schöpfer Gert Ledig. Erst als sich die Debatte um den literarischen Niederschlag des Bombenkriegs entfacht, rückt der Roman ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Doch die Neuauflage erlebt der Autor nicht mehr. Kurz vor dem Erscheinen 1999 stirbt Gert Ledig in einem Krankenhaus in Landsberg.Ich möchte in meiner Arbeit untersuchen, wie Gert Ledig seine literarische Annäherung an das Thema Bombenkrieg akzentuiert. Was hat es mit dem Titel auf sich? Warum bedient er sich filmerischer Mittel? Welche Funktion hat die Religion in Vergeltung, welches Menschenbild enthüllt der Roman, und wie steht es um die im Roman vermittelten Werte? Ferner versuche ich eine Idee davon zu bekommen, warum sein Roman bei der Ersterscheinung im Vergleich zur Neuauflage so große Ablehnung erfährt.Als Quellen ziehe ich vor allem die Zeitungsrezensionen und Aufsätze heran, die in den letzten Jahren infolge der Bombenkriegsdebatte nach Sebalds Vorlesung erschienen sind. Hier ist insbesondere Gabriele Hundrieser heraus zu heben, die sich mit Ästhetik von Gewalt und der Sinnlosigkeit des Krieges bei Ledig auseinander setzt. Desweiteren sind zu nennen Jan-Pieter Barbian, der die Bedeutung von Ledigs Werken für das 20. Jahrhundert skizziert und der Aufsatz von Karsmaker, die eine detaillierte Analyse des Romans vorlegt.
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