0

Geistliches Spiel im Mittelalter - Essaysammlung

eBook

Erschienen am 22.08.2005
CHF 16,90
(inkl. MwSt.)

Download

E-Book Download
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783638411196
Sprache: Deutsch
Umfang: 29 S., 0.63 MB
Auflage: 1. Auflage 2005
E-Book
Format: PDF
DRM: Nicht vorhanden

Beschreibung

Aus seiner historischen Entwicklung heraus und innerhalb seiner Legitimation gegenüber der Kirche verstand sich das geistliche Spiel stets als Ehrbekundung Gottes und als Mittel zur Besserung der Mitmenschen. Dieser Selbsteinschätzung können jedoch die vielfältigsten Stellungnahmen von Kirchenoberen, welche zu ganz unterschiedlichen Bewertungen und Charakterisierungen kommen, zur Seite gestellt werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, woher die zum Teil ambivalenten und unvereinbaren Perspektiven auf die mittelalterliche Spielpraxis rührten und welche kulturellen und historischen Veränderungen als Nährboden solcher Kritik angesehen werden können? Als Grundlage muss bei diesen Frage- und Problemstellungen angesehen werden, dass die ersten Inszenierungen im 10. Jahrhundert ihren Ursprung in der Liturgie hatten, deren spirituelle Ordnungsstruktur in der Dramaturgie erhalten blieb und die dargestellten Szenarien und Spieltexte als zumeist anonyme Erzeugnisse im klerikalen Umfeld entstanden sind. Sie standen demnach ganz unter dem Zeichen der Verkündigung christlicher Lehren, wurden auch von der Kirche als Höhepunkte und Stationen des Kirchenjahres inszeniert und waren somit integraler Bestandteil religiöser Praxis. Ab dem 12. Jahrhundert kam es jedoch vermehrt zu einer "dynamischen Wechselwirkung zwischen dem geistlichen Spiel mit seinen liturgischen Zwecksetzungen und dem Ausdruckswillen der Volkskulturen und ihrem profanen Brauchtum". Ausgangspunkt dafür waren die Abwendung vom strengen Spiritualismus des frühen Mittelalters und die Hinwendung zur empirischen Kunst. So zeigte sich im Volk ein zunehmendes Bedürfnis nach unmittelbarer sinnlicher Erfahrbarkeit und Verbildlichung der Heilsgegenstände. Stellvertretend für die Befriedigung dieses Bedürfnisses seien hier der Reliquienkult, das Zeigen der Hostie in der Messfeier und neue Qualitäten des Predigerstils, welcher durch suggestive Anschaulichkeit geprägt wurde, genannt. Weiterhin kam es zu einer neuen Form von Religiosität, die sich vermehrt an der Emotionalität der Gläubigen und "deren meditativen Versenkungen in die heilgeschichtlichen Vorstellungen und Bilder" orientierte und somit im Kontrast zur streng an des Christusbild der Romanik angelehnten Frömmigkeitspraxis stand.

Informationen zu E-Books

Individuelle Erläuterung zu E-Books

Weitere Artikel aus der Kategorie "Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwissenschaft"

Alle Artikel anzeigen