Beschreibung
Jüngste Entwicklungen in den Geisteswissenschaften (so auch in den Philologien) sind geprägt von der Aufmerksamkeit für kulturelle Pluralität und interkulturelle Konstellationen. Dabei arbeiten interdisziplinär bestimmte Forschungen häufig mit Begriffen des Raumes. ‘Grenzräume’ orientieren sich hin zu einer zentralen Achse: der Grenze, die trennen, zuordnen oder verbinden kann. Solche Abgrenzungen und Grenzüberschreitungen sind als lebensgeschichtliche Erfahrungen und literarische Darstellungen das Thema der Beiträge dieses Bandes. Das Spektrum reicht vom Alten Testament bis hin zur Literatur der jüngsten Gegenwart. Zum Paradigma für Leben und Erfahrungen in Grenz- und Konflikträumen wird dabei das jüdische Erbe unserer Geistes- und Kulturlandschaft.
Autorenportrait
Die Herausgeber: Tanja Lange, geboren 1966. Seit April 2001 Wiss. Mitarbeiterin in der DFG-Forschergruppe Narratologie an der Universität Hamburg.
Jörg Schönert, geboren 1941. Seit 1983 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg.
Péter Varga, geboren 1961. Seit 1987 am Lehrstuhl für Deutschsprachige Literaturen der Eötvös-Loránd-Universität Budapest; seit 1995 Leiter des Jiddisch-Programms.
Inhalt
: Tanja Lange/Jörg Schönert/Péter Varga: Einleitung – Heinz Hillmann: Assimilation und Abgrenzung im Alten Testament. Religiöse Texte in Grenzgebieten – András F. Balogh: Ungarn als Grenzgebiet in der deutschen Literatur um 1200 – Gabriella Gönczy: Der Weg der Schwarzen in die weiße Welt. Zum Kolonialdiskurs in Kleists
– Szabolcs Boronkai: Welches Vaterland? Was für ein Vaterland? ‘Vaterland’ und ‘Patriotismus’ in den deutschsprachigen Predigten aus dem Grenzraum Ödenburg/Sopron im 19. Jahrhundert – Jörg Schönert: Der Grenzraum Galizien in der Erzählprosa von Karl E. Franzos – Andreas Herzog: Auguste Hauschners
(1908/1910). Ein jüdischer Roman als Dokument von nationalen und innerkulturellen Konflikten – Swantje Köhnecke/Hans-Harald Müller: Kulturzionismus und Avantgarde. Arnold Zweigs Erzählung
. Eine Interpretation – Péter Varga: «Der Großpapa spricht mit dem lieben Gott!» Grenzerfahrungen der Esseker Jüdin Wilma von Vukelich – Tanja Lange: Kulturkonflikte (über)leben. Die sprachlichen und literarischen Strategien der jüdisch-deutschen Schriftstellerin Mascha Kaléko – Ariane Eichenberg: Erzwungene Grenzen und Grenzüberschreitungen im Schreiben angesichts nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung – Andreas Disselnkötter: «Ellis Island ist meine Heimat.» Grenzerfahrungen in der neueren deutschsprachigen jüdischen Literatur.