Ein deutschsprachiger wissenschaftlicher Gesamtkommentar zu Homers Ilias ist seit dem Kommentar von Ameis-Hentze-Cauer (1868-1913) nicht mehr erschienen. In der Zwischenzeit hat die Homer-Forschung auf sämtlichen traditionellen Teilgebieten (Sprache, Realien, Struktur usw.) erhebliche Fortschritte gemacht. Darüber hinaus sind grundsätzlich bekannte Bereiche wie z.B. die Erzählforschung auf eine systematische Grundlage gestellt worden. Schließlich sind mit Mykenologie (Linear B) und Oral-poetry- sowie Troia-Forschung gänzlich neue Möglichkeiten der Texterschließung hinzugekommen.Ausgehend von der Basis des alten Ameis-Hentze-Cauer spiegelt der Kommentar den gegenwärtigen Kenntnisstand der Homer-Forschung in umfassender Breite wider. Der Basler Kommentar zur Ilias wird von der Fachwelt als neues Grundlagenwerk weltweit stark beachtet. Ein inhaltlich und formal neuartiges Konzept kommt den Bedürfnissen unterschiedlicher Benutzergruppen entgegen. Der Kommentar zu einzelnen Versgruppen bzw. Versen gliedert sich in jeweils bis zu vier auch typographisch voneinander abgesetzte Erklärungsebenen, aufsteigend von Elementarerläuterungen zur homerischen Sprache bis zu Fragen der Struktur und der poetischen Technik. Adressaten sind Studierende und Dozenten an Universität und Schule, nicht nur der Altertumswissenschaften, sondern allgemein der Literatur- und Kulturwissenschaften.
Im Zentrum des Kommentars zum 6. Ilias-Gesang steht die Interpretation zweier in der Forschung vielbeachteter Episoden: der Begegnung zwischen Diomedes und Glaukos, die überraschend mit einem Waffen-Tausch statt mit einem Zweikampf endet, und der Szenenfolge Hektor in Troia, die den Helden im Spannungsfeld zwischen seinen Rollen als Stadtverteidiger und Familienvater zeigt.