Beschreibung
Werner Gadliger hat seine Kamera stets zur Hand, früher analog und schwarz/weiss, heute digital und farbig. Der Wechsel der Technik macht an sich keinen Unterschied in der ästhetischen Haltung, auch wenn man vielleicht bei der digitalen Fotografie aufgrund des grossen Speichers versucht ist, mehr abzudrücken, variantenreicher und «auf Reserve» zu fotografieren. Doch das Fotografieren ist ohnehin nur die Hälfte der Arbeitsleistung. Wichtiger ist es, den Bildspeicher daraufhin zu untersuchen, was einem denn zu zeigen wichtig ist. Das Bild soll stimmen, soll eine Stimmung erzeugen. Es soll subjektiv sein, es soll einen Stil sichtbar machen. Es soll sichtbares Zeichen einer autoriellen Fotografie sein.
Mit seiner Kamera war Werner Gadliger immer wieder unterwegs. Ein ganzes Abecedarium von Orten und Städten hat er besucht. Er ist angezogen von leicht absurden Szenen, von Dingen, die das Auge behalten möchte und stattdessen die Kamera zu speichern beauftragt, ja «verdammt» ist. Es sind die kleinen Szenen, die unscheinbaren Welten rund um den grossen Globus, oder, um im Zürcher Modus zu bleiben: nicht nur die kleine Zürcher Niederdorfoper steht auf seinem Spielplan, sondern all die kleinen Dorfoperetten, die er auf seinen Reisen findet. Allerdings haben wir es weniger mit einer Reisefotografie zu tun, die Städte und Landschaften, wirkmächtige Orte, Kathedralen und Plätze, Sehenswürdigkeiten und neu gebaute Zurschaustellungen der Kulturstädte in grossformatige Bilder fasst. Werner Gadliger ist ein stiller Fotograf, ein heimlicher, unbemerkt fotografierender Chronist, eingedenk grosser Vorbilder wie Cartier-Bresson (1908–2004), Helen Levitt (1913–2009) oder Mary Ellen Mark (1940–2015). Grosses Kino, grosse Welt, kleine Szenen, kleine Ungereimtheiten etc. gibt es überall, und immer wieder neu.