Beschreibung
Der 'grosse Gauner- und Kellerhandel' gilt als wohl spektakulärster Prozess der Schweiz zur Restaurationszeit. Er begann 1824 als harmloses Diebstahlsverhör und endete mit der angeblichen Ermordung des Luzerner Schultheissen Franz Xaver Keller in einem politischen Eklat. Die Kellermordgeschichte, die den 'Handel' in der Zeit weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte, war jedoch lediglich der Höhepunkt eines monströsen Prozesses, in dessen Verlauf 39 heimatlose Frauen und Männer mit ihren Kindern inhaftiert wurden. Als vermeintliche 'Gaunerbande' verhört, gestanden sie zwanzig nie begangene Morde und fast ebenso viele Brandstiftungen sowie eine Unmenge von Diebstählen und wurden schliesslich für letztere mit hohen Zuchthausstrafen oder dem Tode bestraft. Das umfangreiche Prozessmaterial, dessen Ausgangspunkt und Zentrum die Verhöre mit der zwanzigjährigen heimatlosen Klara Wendel bilden, wird hier erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet. Eine minutiöse Lektüre der Verhörprotokolle zeigt auf, wie die fiktiven Geschichten im dynamischen Zusammenspiel zwischen Verhörrichtern und Verhörten entstanden, wie sie sich aufeinander bezogen, sich ablösten, gegenseitig bekräftigten und schliesslich zur 'Wahrheit' wurden. Überdies erhalten die Leserinnen und Leser Einblick in die Lebensgeschichten der Verhafteten und in die katastrophalen Zustände in den Untersuchungsgefängnissen. Und es wird deutlich, wie mit der 'Aktion zur Versorgung der Gaunerkinder' ein höchst problematisches Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte beginnt.
Inhalt
Inhalt
Der Einbruch bei Lukas Meuchli zum Ersten
Ein nächtlicher Einbruch
Die Verdächtigten
Sonderstrafrecht für 'Gauner' und 'Vaganten'
Einbruch ist Männersache – ein Diebstahlsverhör
Der Prozessauftakt in Glarus
Die Verhörprotokolle
Die Kunst des Inquirierens
Der Verhörrichter
Der Einbruch bei Lukas Meuchli zum Zweiten
Eine 'höchst gefährliche Räuberbande'
Die Richterswiler Konferenz
Ein 'brauchbares Werkzeug'
Nächtliche Gespräche, ein Mord und wie es dazu kam
Eine einzige Mord- und Brandspur
Das Gericht als Marktplatz
Die Wirklichkeit ist nur eine von vielen Möglichkeiten
Nächtliche Gespräche
Der Einbruch bei Lukas Meuchli zum Dritten
Josef Schweiter stellt eine Leiter an
Jost Hauser hilft ihm dabei
Der Besuch des Bruders
Die Verhaftung des Löwenwirts
Zwei Brandstiftungen im Kanton Glarus
Eine richtige Räubergeschichte
Wie ein Gerücht Wahrheit wird
Gespräche ohne Ende
'Verdacht auf obwaltende Umtriebe'
Die 'viehische Versunkenheit' des Gefangenenwärters
Der 'grosse Gaunerprozess' in Luzern
Es wird 'sehr scharf' draussen
'Kein Verhaftsort für Menschen'
Meisterin über die Wahrheit
Klara Wendels Ankunft in Luzern
Das endgültige Drehbuch
Der Kellermordprozess
Der politische Hintergrund
Ein tragischer Unglücksfall
Die Verschwörungsängste des Joseph Karl Amryhn
Ein 'vollbrachter Regentenmord'
Schultheiss Kellers 'fataler Sprung in die Reuss'
Das Schweigen der Verhörprotokolle
Eine Atmosphäre tiefsten Misstrauens
Die Geständnismaschinerie
Der dümmste Regentenmord
'Ich will auf jeden Fall lieber das Sicherere spielen'
Die beiden Prozesse und ihre Folgen
Die Nachwehen des 'Kellerprozesses'
Das Ende des 'Gaunerprozesses'
Die Urteile
Glarus
Luzern
Die Familie Wendel
Die 'Versorgung der Gaunerkinder'
Des 'Lasters Stamm- und Erbfolge' vertilgen
'Zum Landbau und zu jeder ländlichen Arbeit tüchtig' machen
Die 'Erlösung von der Sünde'