Beschreibung
Vasilij V. Zen'kovskij (1881-1962) untersucht in seinem 1926 erschienenen Buch die Frage des Verhältnisses von Russland und Europa, wie es in der russischen Kritik der europäischen Kultur seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesehen wird. Zen'kovskijs Fazit ist angesichts der gegenwärtigen russischen Identitätssuche erstaunlich aktuell. So sagt er: 'Wir haben die Entwicklung des russischen Denkens im Laufe eines ganzen Jahrhunderts untersucht und uns davon überzeugt, dass das Problem, mit dem wir uns befassten, nicht erledigt ist. Das russische Selbstbewusstsein ist unausweichlich mit dem Problem des Westens und seiner Wechselbeziehung zu Russland verknüpft, und das bedeutet auch unsere historische und geistige Untrennbarkeit vom Westen. Ein radikales Antiwestlertum, das von Zeit zu Zeit bei uns zu Tage trat und in den letzten Jahren ziemlich heftig von sich reden machte, ist falsch und unrealistisch, ebenso wie ein primitives Westlertum unmöglich und historisch unfruchtbar ist. Gerade jetzt, da eine jahrhundertelange Gedankenarbeit alle Aspekte dieses Problems berührt hat, können und müssen wir sine ira et studio an die Frage nach Russlands Wegen, an die Frage nach unserem Verhältnis zum Westen herangehen.'
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