Beschreibung
Heini Holzer war der Steilwandfahrer der Siebzigerjahre. Als Gratwanderer zwischen Erfolgszwang und Todessehnsucht war er einer der ersten und besten seiner Zunft. Am 4. Juli 1977 starb er im Alter von 32 Jahren beim Versuch, die Nordostwand des Piz Roseg in der Berninagruppe zu befahren. Es war seine 104. Steilwandfahrt. Holzer war ein außergewöhnlicher Mensch: Aus einfachsten Verhältnissen stammend, klein von Statur, aber zäh und willensstark, bewältigte er höchste Schwierigkeitsgrade in Eis und Fels. Als Hirte und Kaminkehrer blieb er aus Überzeugung Amateur, spielte aber in den Sechziger- und Siebzigerjahren im Wettbewerb um Erstbesteigungen und -befahrungen der verbliebenen weißen Flecken der Alpen ganz vorne mit. Sein Können als Kletterer stellte er unter anderem als Seilgefährte von Sepp Mayerl, Peter Habeler oder Günther und Reinhold Messner unter Beweis. Seine Welt war jene des VI. Schwierigkeitsgrades (damals der höchste) und der 55°-Wände. Im Steilwandfahren entwickelte er seinen eigenen Stil und befuhr die Wände nur, nachdem er sie im Aufstieg bezwungen hatte. Niemals bediente er sich eines Helikopters.
Autorenportrait
Heini Holzer: Geboren 1945 in Taufers im Münstertal in ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater: seit einem halben Jahr vermisst; seine Mutter, eine Magd, muss das Neugeborene in Pflege geben. 1946 heiratet seine Mutter ein zweites Mal. Heini Holzers Kindheit ist geprägt von häufigen Umzügen, der Trennung von der Mutter, dem Fehlen eines Bezugs zu seinem Stiefvater, der Einsamkeit als Hüterjunge, der Liebe zur Natur und zu den Bergen. Erste Klettertouren im Alter von 15 Jahren. Eintritt in den Bergrettungsdienst und den AVS, Alpenverein Südtirols. 1963 Wende hin zur Extremkletterei. Im Winter 1964 ein einschneidendes Erlebnis: Beim Abstieg durch die Stückrinne der Ortler-Nordwand reißt ein Schneebrett Heini Holzer und seine Seilschaft in die Tiefe. Holzer wird nicht verschüttet und kann die anderen befreien. Dieser Todeserfahrung zum Trotz steckt sich Holzer ein hohes Ziel: bester Extrembergsteiger, später bester Steilwandabfahrer seiner Zeit zu werden. Und führt Buch über seine Touren, die er unter anderem zusammen mit Leo Breitenberger, Helmut Larcher, Dieter Drescher, Roberto Reali, Walter Bonatti, Sepp Mayerl, Reinhold Messner macht. An einem Tag im Juli 1977 ereilt ihn der Tod: unterhalb des Gipfels des Piz Roseg stürzt er in die Tiefe. Markus Larcher: Geboren 1962 in Meran, Studium der Theaterwissenschaften und Publizistik in Wien, Diplomarbeit über den Spanischen Autorenfilm. Theaterpädagogische Arbeiten, Autor verschiedener Sachbücher und Gestaltung zahlreicher Filmdokumentationen für den RAI-Sender Bozen. Seit 1993 publizistisch tätig, zunächst für "südtirol Profil" ab 2003 als Journalist beim Südtiroler Wochenmagazin "ff".
Inhalt
Luis Vonmetz: Zum GeleitReinhold Messner: Heini Holzer, der SteilwandfegerSchwierige KindheitLehrjahreKlettern als DaseinsformFreunde und RosinenErsehntes GlückDie Entdeckung einer RanddisziplinLetzte JahreGroße Fahrt am Ortler - Nordwand in Aufstieg, Schück-Rinneim Abstieg, eine Lawine und viel GlückAllein wie der Berg - Hohe Weiße, NordwestpfeilerVom natürlichen Kunstwerk - Lenzspitze-NordostwandDer EigenwilligeAuf SkitourDer AlleingängerRotwand-Südwestwand - Alleingang in der SenkrechtenUnter FreundenNachruf 1: Wo ist mein Freund Renato Reali?Nachruf 2: Und du, Claudio Barbier?Klettern an der GrenzeGefährliche Lehrzeit - Rosengarten-OstwandDer Weg zum V. Grad oder: Auch Steinmetze klettern nichtmit SicherheitSieg über sich selbst - Die Jungschlern-NordkanteMein Weg ans Licht - Allein durch den Schmuck-Kamin derFleischbank-OstwandDer GeschwindigkeitsalpinistSérac Z - Lyskamm-NordwandKrach um eine ErstbegehungZwölf lange Stunden - 1. Winterbegehung des Rizzi-KaminsAlpinistische Grabenkämpfe und eine NordwandDas Schwerste im FelsBerge, Ski und harte BurschenDie KäfiglöwenDie Eroberung der LeereDer SchmetterlingTollkopf oder Tatmensch?Mein TrainingToni Valeruz: Kleiner großer MannEinsam im Gewirr - Die Trafoier EiswandMeine schwierigste Steilabfahrt - Die SW-Wand des Kleinen IfingerDie zwei Gesichter der Steilwand - Petit-Montblanc-NordostwandMartin Fliri-Dane: Face Nord de l'Aiguille d'Argentière à discrétionDie hundertste Steilabfahrt - Monte Cristallo, NordrinneHans Pescoller: Im Eiltempo auf den Gran ParadisoNotwendige Tiefe. Erlebter Traum - Ortler-SüdwandAbseits von Fels und EisEin Walliser TraumDie Bergsteigerseite in den "Dolomiten"Wir Verrückten - Der Thurwieser-NordpfeilerVergessene BergeUmworbenFragende Blicke - Alpspitz-NordwandDie verpönte VerdienstquellePiz Roseg - Der letzte AktMarkus Holzer: Bewundert und verurteiltSchwierigkeitsbewertungKlettertourenSteilwandabfahrtenLiteraturverzeichnisFotonachweis
Informationen zu E-Books
Individuelle Erläuterung zu E-Books