Beschreibung
In diesem historischen Roman der in Böhmen geborenen und in Berlin lebenden Autorin und Lyrikerin Jenny Schon wird uns die Nachkriegszeit mit ihrer schwierigen Aufbauphase aus der Sicht einer jungen Frau beschrieben. Der seit Kriegsende bestehende Mantel des Schweigens wird erst mit dem Tod des Vaters in den Achtzigerjahren gelüftet, als die Protagonistin auf viele Ungereimtheiten stößt und beginnt, nachzubohren. Fragen kann man nur, wenn man weiß. Wer nichts weiß, stellt auch keine Fragen, antwortet sie ihrer Mutter, die meint, dass sie sich schon früher hätte erkundigen können. Die Erzählgegenwart sind die Achtziger-und Neunzigerjahre der Wendezeit, die Jenny Schon in Berlin und Böhmen intensiv erlebt, wo sie auch völlig neue Fakten aus ihrer Familiengeschichte erfährt. In diese Zeit fällt auch der Reaktorunfall in Tschernobyl und seine Folgen. In diesem Kapitel, einem Höhepunkt des Buches, verdichtet sich die an sich schon sehr flüssige Sprache in reine Poesie, schreibt Aleida Assmann - Expertin für deutsche Erinnerungsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg - in ihrem Vorwort zu diesem wichtigen Werk. Assmann sagt über Jenny Schon Sie hat die einmalige Gabe, Geschichtswissen packend zu vermitteln und die lange Geschichte Europas zwischen Karl dem Großen und dem Alten Fritz an wenigen Daten und Orten einprägsam zu vergegenwärtigen. Geschichte ist für die Autorin wichtig, fühlt sie sich doch durch die politischen Verwerfungen des zwanzigsten Jahrhunderts ihrer eigenen Geschichte beraubt. Jenny Schons unmittelbare, spannende Erzählweise ermöglicht es den Lesenden, direkt in die Lebens- und Gedankenwelten der Protagonistin einzusteigen und ein Stück Geschichte sehr direkt zu erfahren.